"Ich glaube nicht, dass es zu Spannungen innerhalb der EZB führen wird", sagte Prodi. Er bestätigte am Montag, dass es eine Vereinbarung gebe, derzufolge der amtierende EZB-Präsident Wim Duisenberg vor Ablauf seiner Amtszeit zurücktreten solle. Duisenberg selbst hatte nur gesagt, er werde aufgrund seines Alters (66) noch vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit 2006 zurücktreten. Die Entscheidung über den Zeitpunkt seines Ausscheidens sei aber allein seine Sache: "Ich habe mich noch nicht entschieden", fachte Duisenberg die Führungsdiskussion neu an.
Diener vieler Herren
Die Neuauflage der hinter den Kulissen köchelnden Führungsdiskussion an der Spitze der Euro-Notenbank hatte Duisenberg mit einer Bemerkung ausgelöst, er werde zumindestens bis Ende 2002 im Amt bleiben. Dies hat zu erheblicher Verstimmung in Frankreich geführt. Laut Angaben der Regierung in Paris soll Duisenberg auf dem EU-Gipfel in Brüssel im Mai 1998 auf Drängen Frankreichs, das ebenfalls den Präsidenten stellen wollte, zugesagt haben, nach der Hälfte der achtjährigen Amtszeit aufzuhören. Duisenberg hat dies niemals offiziell bestätigt. Nun erklärte er, auf jeden Fall bis Ende des Jahres im Chefsessel der EZB sitzen zu bleiben.
Résistance
Der Niederländer war 1998 gegen den Widerstand Frankreichs zum EZB-Präsidenten ernannt worden. Preis für den Kompromiss: Im Rahmen eines damals geschlossenen Gentleman's Agreement sollte Duisenberg Mitte 2002 für einen französischen Kandidaten Platz machen.