Argentinien
Peronist Duhalde neuer Übergangspräsident für Argentinien
Fünfter Amtsinhaber in knapp zwei Wochen - Verletzte bei Protesten in Buenos Aires
Buenos Aires - Mit großer Mehrheit hat das
argentinische Parlament den Peronisten Eduardo Duhalde zum neuen
Übergangspräsidenten bestimmt. 262 Abgeordnete sprachen sich in ihrer
Krisensitzung am Dienstag für den Ex-Gouverneur der Provinz Buenos
Aires aus, nur 21 stellten sich gegen ihn; 18 enthielten sich der
Stimme. Damit ist der 60-Jährige der Fünfte innerhalb von knapp zwei
Wochen, der das höchste Staats- und Regierungsamt in dem
krisengeschüttelten Land übernimmt. Duhalde soll bis zum Ende der regulären Amtszeit von Fernando De
la Rua im Dezember 2003 die Regierungsgeschäfte leiten. De la Rua war
am 20. Dezember unter dem Druck der militanten Proteste gegen seine
Wirtschaftspolitik zurückgetreten. Daraufhin übernahm Senatspräsident
Ramon Puerta das Amt übergangsweise, bevor Adolfo Rodriguez Saa am
23. Dezember Übergangspräsident wurde.
Nach nur einer Woche trat Rodriguez Saa jedoch am Sonntag zurück,
nachdem auch seine Regierung zum Ziel neuer Massendemonstrationen
geworden war. Er begründete seinen Rücktritt auch mit mangelnder
Unterstützung seiner peronistischen Partei. Am Montag wurde dann
Parlamentspräsident Eduardo Camano übergangsweise als amtierender
Staatschef vereidigt.
Demonstrationen
"Hoch lebe Argentinien! Hoch lebe Peron!" riefen hunderte Anhänger
Duhaldes nach der Entscheidung. Duhalde war zwei Mal Gouverneur der
Provinz Buenos Aires, wo jeder vierte der 36 Millionen Argentinier
lebt. Er gilt als entschiedener Kritiker der Politik der freien
Wirtschaft, die die Regierung in den vergangenen Jahren verfolgt hat.
Duhalde trat bei der Präsidentschaftswahl 1999 an, unterlag aber De
la Rua.
Wegen Unstimmigkeiten zwischen den Peronisten hatte sich der
Beginn der Sondersitzung des Kongresses um vier Stunden verzögert.
Vor der Sitzung der beiden Parlamentskammern gerieten im Zentrum von
Buenos Aires Anhängern von Duhalde und linke Demonstranten
aneinander. Sie bewarfen sich gegenseitig mit Steinen und anderen
Wurfgeschossen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummikugeln ein. Es
gab mehrere Verletzte.
(APA)