Buenos Aires - Das argentinische Parlament ist fürden Neujahrstag zu einer Sondersitzung einberufen worden, um auf demHöhepunkt der Regierungs- und Wirtschaftskrise einen neuenPräsidenten zu wählen. Favorit ist der peronistische Senator EduardoDuhalde. Am Montag wurde Parlamentspräsident Eduardo Camanoübergangsweise als neuer Staatschef vereidigt. Der bisherige Präsident Adolfo Rodriguez Saa war am Sonntagzurückgetreten. Er begründete seinen Entschluss mit mangelnderUnterstützung seiner peronistischen Partei und überhöhten Erwartungender Öffentlichkeit. Weil die Regierung die aus Angst vor einerKapitalflucht eingeführten Beschränkungen bei der Bargeldauszahlungbeibehielt, gingen am vergangenen Freitag erneut mehrere tausendMenschen auf die Straße. Einige Demonstranten drangen in dasParlament ein und schlugen Fenster ein. Wahlen unwahrscheinlich Rodrigues Saa hatte das Präsidentenamt erst am 23. Dezemberübernommen. Er sollte Argentinien in Neuwahlen führen, die für den 3.März geplant waren. Inzwischen gilt es aber als wahrscheinlich, dassder neue Präsident bis zum Ende der regulären Amtszeit im Jahr 2003regieren soll. Präsident Fernando De la Rua hatte am 20. Dezemberunter dem Druck der militanten Proteste gegen seineWirtschaftspolitik vorzeitig seinen Abschied genommen. Duhalde will, wie aus dem Kreise seiner Berater zu erfahren war,in den kommenden beiden Jahren, ein Regierungsprogramm umsetzen, dassvon allen im Parlament vertretenen Kräften mitgetragen wird. Damitkäme er den Forderungen nach einer Regierung der nationalen Einheitentgegen. Dafür sprachen sich de la Rua sowie führende Peronistenaus. Die Polizei bereitete sich unterdessen auf neue Unruhen in demkrisengeschüttelten Land vor. (APA/AP/dpa)