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München - Nochimmer gibt es kein Patentrezept gegen das uralte Phänomen desSchnarchens. Unbestritten ist, dass vor allem Männer schnarchen. "Das liegt ander Anatomie", erklärt Rainald Fischer vom Schlaflabor der MünchnerLudwig-Maximilians-Universität. Bei Männern sitze der Kehlkopf tieferals bei Frauen, was zu einer Verengung der oberen Atemwege führe.Auch wegen der Gewichtverteilung sind Männer häufiger betroffen. Siesetzten leichter am Hals Fett an, was die Atemwege noch enger mache,sagt der Schlafexperte. Im Extremfall komme es dann zur gefährlichenApnoe, einem Scharchen mit längeren Atempausen. Es kann schweregesundheitliche Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall nach sichziehen und muss daher behandelt werden. Der Preis für die Sprachfähigkeit Evolutionsgeschichtlich gesehen sei Schnarchen gewissermaßen derPreis, den der Mensch für das Sprechen habe zahlen müssen, erklärtFischer. So sitzt beim Affen der Kehlkopf höher als beim Menschen:"Affen schnarchen nicht. Sie können aber auch nicht sprechen." Aberes gibt auch Überlegungen, dass Schnarchen einst durchaus seinen Sinnhatte: "Es war möglicherweise ein Selektionsvorteil. Schnarchen hatwilde Tiere abgehalten", sagt Florian Fuchs vom Schlaflabor derUniversität Erlangen. Vielleicht sei Schnarchen also ähnlich wie derBlinddarm ein Rudiment. Heute ist es aber vor allem "sozial problematisch", wie derMediziner betont. So musste einer der Patienten, ein Lastwagenfahrer,nachts auf Autobahnraststellen immer abseits von anderen Brummisparken. Aus der Fahrerkabine drang nämlich so lautes Sägen, dasssogar die anderen Chauffeure wach wurden. Knifflige Behandlung Die Behandlung des Schnarchens ist nicht einfach, da jeder Fallanders ist. "Schnarchen kann auf ganz verschiedenen Ebenenstattfinden, irgendwo zwischen Kehldeckel und Nase", sagt FlorianFuchs (Erlangen). Daher gebe es auch kein Allheilmittel. Generellunterscheiden die Experten harmloses und gefährliches Schnarchen: Beiletzterem, der Schlafapnoe, kommt es wegen eines Verschlusses derAtemwege zu längeren Atempausen und unbewusstem Aufwachen. Die Betroffenen fühlen sich ständig müde, nicken tagsüber ein,sind unkonzentriert und leiden häufig an Kopfschmerzen. WegenSauerstoffmangel und Stress haben sie ein erhöhtes Risiko fürHerzinfarkte und Schlaganfälle. Dagegen beeinträchtigt harmlosesSchnarchen die Gesundheit meistens nicht, es ist nur störend für denPartner. Ball-Trick Gute Erfahrungen haben Mediziner mit einem Ball gemacht, den diePatienten wie einen Rucksack aufschnallen. Er verhindert dieRückenlage, in der es häufig zum Schnarchen kommt, da die Zunge nachhinten fällt. Bei einer preiswerten Variante für daheim nähen sichdie Betroffenen einen Tennisball in das Rückenteil ihresSchlafanzugs. Doch auch diese Methode hilft nur dann, wenn einPatient vor allem in Rückenlage schnarcht, wie Fuchs erklärt. Eine Operation sei nur in Einzelfällen sinnvoll, etwa bei einerextrem verkrümmten Nasenscheidewand oder sehr großen Rachenmandeln.Auch spezielle Schnarchtropfen, wie sie manche Apotheken anbieten,garantieren keine ruhige Nacht. Rainald Fischer (München) sagt: "Esgibt keine Daten, ob das etwas bringt." Kritisch sehen dieSchnarchexperten Zahnschienen, die den Unterkiefer vorziehen, um denZungengrund von der Rachenwand zu lösen. "Das ist unphysiologisch undkann Schmerzen bereiten", erklärt Fischer. Und Fuchs betont: "Da hatman nach zehn Jahren ein kaputtes Kiefergelenk." Maskiert Noch abenteuerlicher sei der Versuch eines Betroffenen gewesen,sich mit Zungenpiercing aus dem Schnarchdilemma zu befreien: Erhängte die Zunge vorne am Mund ein. Garantiert erfolgreich ist nurdie "Maskentherapie": Dabei setzen Patienten eine Nasenmaske auf, diedie Atemwege im Rachen durch Überdruck freihält. Mit dieser Methodewerden normalerweise Apnoe-Patienten behandelt. Sie helfe aber auchbei "normalem Schnarchen", sagt Fischer: "Damit ist das Schnarchen zuhundert Prozent weg." Allerdings empfindet mancher das Gerät alsstörend, außerdem kann es die Nasenschleimhäute austrocknen. Einig sind sich die Ärzte immerhin darin, was Schnarchenverschlimmert, nämlich Übergewicht, Alkohol und Schlafmittel.Außerdem sind Fischer zufolge häufiger alte Menschen betroffen, damit den Jahren offenbar das Bindegewebe schlaffer wird. (APA)