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Wien - Die Wiener Altstadt steht würdig wie tags zuvor herum und wird sich so schnell nicht ändern. Weltkulturerbe schön und gut, das bewegt keinen Stein - in eine andere Richtung. Und kommentieren tun das die Politiker. Ein "Meilenstein in der Geschichte der Stadt Wien" ist für Bürgermeister Michael Häupl (SP) die Aufnahme der Wiener Altstadt in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco. "Großes Renommee und Ehre" nennt es Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP). Wird dieses Erbe nun (anders) verwaltet? "Wir haben auch bisher schon aufgrund der Schutzzone sehr sorgfältig geplant - aber unter den Quargelsturz wird die Innenstadt jetzt auch nicht gestellt", versichert Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP). In der "Pufferzone" des Erbes Das Hochhausprojekt Wien Mitte - nun in der "Pufferzone" des Erbes - soll trotzdem realisiert werden. "Es gab seitens der Unesco die Anregung, die Bauhöhe vielleicht zu überdenken", berichtet Wiens Planungsdirektor Arnold Klotz. Es sei aber auch attestiert worden, dass Wien Mitte "einer der unhübschesten - auf englisch hieß es ugliest - Orte der Stadt wäre". Wie das auf wienerisch heißt, weiß der Bürgermeister: "Ratzenstadl", nennt er Wien Mitte. Regt aber an, dass Schicker noch einmal mit den Projektbetreibern, der Bauträger Austria Immobilien (BAI), redet. Ein "Njet" zu den Wien-Mitte-Hochhäusern gab es aber nicht: "Der Berichterstatter hat erklärt, dass eine der wichtigsten Blickrichtungen vom Belvedere auf die Stadt nicht tangiert werde: Die Salesianerkirche verdeckt den Komplex.", berichtet Klotz. Der See, still und starr Aber auch den Neusiedler See lässt es kalt, dass er nun ein Weltnatur- und Kulturerbe ist. Still und starr liegt er, vom sommerlichen Meer der Wiener zum größten Eislaufplatz Europas schockgefroren. Als anerkannte Bewahrenswürdigkeit tut er, was er immer schon tat: Auch er lässt Menschen für sich reden. Etwa den für ihn zuständigen Agrar-und Naturschutzlandesrat Paul Rittsteuer (VP): "Die Anerkennung ist der erfreuliche Schlusspunkt unserer gemeinsamen Bemühungen mit den ungarischen Nachbarn, diese zu erreichen." Schon vor sechs Jahren hätte der See - a fertö tó sagen die Ungarn dazu, Sumpfsee - in die Erbschaftsliste aufgenommen werden sollen. Als Naturdenkmal. Der Antrag des Landes Burgenland war der Unesco freilich zu wenig grenzüberschreitend. Also tat man sich diesmal mit den Ungarn zusammen, und zur Natur des Nationalparks die Kulturlandschaften von Rust, Sopron, Fertörákos und Fertöd gestellt. Die Unesco erwähnt auch in ihrer Begründung ausdrücklich die ethnische Vielfalt des Landstriches. Nicht nur Löffelreiher und Säbelschnäbler werden gewürdigt. Sondern auch jene Bevölkerungsgruppen, die seit vorgestern nur noch zehn Prozent sein müssen, um eine zweisprachige Ortstafel zu bekommen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 15.12.2001)