Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, haben die Orakel für die kommenden 365 Tage Hochsaison: Die vier Adventwochen stehen demnach für die nächsten Vierteljahre, die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag für die zwölf Monate des neuen Jahres.

Ein beliebter vorweihnachtlicher Brauch ist das Schneiden von Barbarazweigen. Der Sage nach soll sich ein Kirschzweig im Kleid der Heiligen Barbara verfangen haben, als man sie wegen ihres standhaften christlichen Glaubens fing und verurteilte. Die einen erzählen, sie habe den Zweig mit Wasser aus ihrem Trinknapf genährt und sich im Kerker an seinen Blüten erfreut; die anderen glauben, dass sie am 4. Dezember 306 starb und sich die Blüten auf ihrem Grab öffneten.

So oder so: Die Sitte, am 4. Dezember Kirschzweige zu schneiden und ins Zimmer zu stellen, hat sich bis heute gehalten - sei es nun, um sich in der blütenarmen Jahreszeit an frischem Grün zu erfreuen oder in der Hoffnung auf Erfolg und Gesundheit im kommenden Jahr. Früher war man übrigens bescheidener und schloss aus der Anzahl der Blüten nur auf das Wetter des kommenden Jahres.

Wer seine Chancen auf Blüten vergrößern möchte, kann zu folgenden Tricks greifen: Sollten am oder vor dem Schnitttag die Temperaturen nicht um den Gefrierpunkt liegen, kann man den Frost künstlich erzeugen, indem man die Zweige für 24 Stunden ins Tiefkühlfach legt. Die winterkalten Zweige legt man für einige Zeit in warmes Wasser, schneidet dann die Enden lang an und stellt die Vase in ein warmes Zimmer. Bis zum Heiligen Abend muss man alle drei Tage das Wasser wechseln, dann sollten die Knospen pünktlich aufbrechen.

Statt Kirschzweigen kann man natürlich auch Apfel-, Weichsel-, Kornelkirschen-, Schlehen-, Mandel- oder Forsythienzweige nehmen. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2001)