Wien - Über Monate wurde die Aktion vorbereitet. Freitag, kurz vor 5.30 Uhr, kam der Einsatzbefehl: Razzia, Drogenrazzia. 200 Polizisten und Gendarmen schwärmten bei der "Sicherheitsaktion Traiskirchen" im südlichen Niederösterreich und in Wien aus. Zielorte waren das Flüchtlingslager in Traiskirchen sowie der Matzleinsdorfer und Südtiroler Platz in Wien-Favoriten.

90 Beamte standen laut Major Harald Stöckl, dem stellvertretenden Bezirksgendarmeriekommandanten von Baden, in Traiskirchen im Einsatz. Das für Stöckl "wenig überraschende" Ergebnis: Kein Drogenfund, aufgrund der seit Wochen verstärkten Streifen sei die Suchtmittelkriminalität "bei null" gelegen. Kontrollen wie Freitag früh seien für die Lagerinsassen "nichts Ungewöhnliches" und würden mehrmals pro Monat stattfinden.

Die Beamten fanden lediglich Schmuckstücke, die offensichtlich bei Ladendiebstählen erbeutet wurden. 17 Personen, deren Asylverfahren eingestellt waren, wurden vorübergehend angehalten, so Stöckl. Durch die verstärkten Überprüfungen hat es in den vergangenen drei Wochen außerdem 17 Festnahmen wegen des Verdachtes des gewerbsmäßigen Drogenhandels gegeben.

Auch in Wien-Favoriten konnten die Beamten kein Suchtgift sicherstellen. Mehrere Verdächtige wurden zwar perlustriert, die Leibesvisitationen ergaben aber nichts. Genauso wie die Überprüfung ihrer Handys - die Exekutive glich die Nummern von in der Szene bekannten Dealern mit jenen der Verdächtigen ab.

Erst in Hennersdorf (Bezirk Mödling) wurde ein mutmaßlicher Drogendealer gefasst. Gegen den 25-jährigen Nigerianer bestand ein Haftbefehl des Landesgerichtes Wiener Neustadt.

Karl Lesjak, der Chefdrogenfahnder des Innenministeriums, erklärte nach der Aktion: "Die wichtigsten Suchtgiftimportwege nach Österreich sind Balkanroute und Flughäfen. Die staatenübergreifenden Drogenkartelle gehen arbeitsteilig vor, arbeiten wie Wirtschaftsunternehmen." Die Exekutive versuche mit internationalen Kooperationen nicht nur die Straßenverkäufer, sondern auch die Hintermänner zu fassen. Während synthetische Drogen boomten, so Lesjak, stagniere der Konsum von Kokain und Heroin. Die Krise in Afghanistan habe sich noch nicht auf den Markt ausgewirkt: "Wir sind weder von Heroin überschwemmt worden, noch sind die Preise gestiegen."

(DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2001)