Wien - Anlässlich des
Welt-Aids-Tages ruft die internationale
medizinische Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" die Regierungen
weltweit auf,
den Bekenntnissen zur Bekämpfung von Aids in ärmeren Ländern endlich
Taten
folgen zu lassen. Mit Pilotprojekten in acht Ländern hat die
Organisation
gezeigt, dass eine Therapie mit dem "Aids-Cocktail"
(Kombinationstherapie) auch in ärmeren Ländern möglich ist. In
Guatemala, Thailand, Malawi und anderen Entwicklungsländern seien
Hunderte von Menschen, die ohne diese Behandlung gestorben wären, nun
in der Lage, ein normales, produktives Leben zu führen.
"In den Programmen von 'Ärzte ohne Grenzen' ist die
Dreifachtherapie mit antiretroviralen Medikamenten Teil eines
umfassenden Ansatzes zur Behandlung von
Aidspatienten. Die ersten Erfahrungen, die Ärzte ohne Grenzen mit dem
Einsatz
der antiretroviralen Mediakente sammeln konnte, sind sehr positiv.
Die
Behandlung ist zwar kein Wundermittel, verlängert das Leben der
Patienten aber
und verbessert zugleich deren Lebensqualität", hieß es am Freitag in
einer Aussendung der Hilfsorganisation.
USA: Sterblichkeitsrate um bis zu 90 Prozent gesenkt
In den Vereinigten Staaten, wo Aidskranke bereits seit 1996 mit
antiretroviralen Medikamenten behandelt werden, konnten die neuen
Medikamente die Sterblichkeitsrate um bis zu 90 Prozent senken. In
Brasilien, einem Land mit einem sehr wirksamen Anti-Aids-Programm,
brachte die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten dem Staat
zwischen 1997 und 1999 Einsparungen in der Höhe von 472 Mill.
US-Dollar (7,35 Mrd. S), da weniger Patienten in Krankenhäuser
eingeliefert oder wegen opportunistischer Infektionen behandelt
werden mussten.
"Die Anwendung von antiretroviralen Medikamenten hier in Guatemala
ist
revolutionär, da diese Medikamente in den meisten
zentralamerikanischen Ländern
nicht erhältlich sind," erklärte jetzt Dr. Belen Pedrique,
Koordinator in einem der
Programme von 'Ärzte ohne Grenzen' in Guatemala. "Wir konnten bei
unseren
Patienten eine enorme Verbesserung der Lebensqualität feststellen.
Dank dieser
Behandlung erleiden sie weniger Begleitinfektionen und sind daher in
der Lage,
ihre Arbeit wieder aufzunehmen oder sich um ihre Familien zu kümmern.
Die
Möglichkeit einer derart umfassenden Behandlung schafft völlig neue
Perspektiven
für die Behandlung von Menschen, die mit Aids leben", erklärte der
Arzt weiter.
"Da die antiretroviralen Medikamente billiger geworden sind und
dank des öffentlichen Drucks und des Wettbewerbs im Bereich der
Generika weiterhin
billiger werden, gibt es keinen Vorwand mehr, die Behandlung damit
nicht so
bald wie möglich zu beginnen," betonte Dr. Bernard Pécoul, Leiter der
internationalen Medikamentenkampagne der Hilfsorganisation.
Finanzmittel gefragt
Die Regierungen der Entwicklungsländer müssten eine Vorreiterrolle
übernehmen. Die Geberländer aber müssten die notwendigen Finanzmittel
bereitstellen, damit die
Programme durchgeführt und ausgeweitet werden könnten. Eine
Nichtregierungsorganisation kann nur aufzeigen, dass die Behandlung
möglich ist,
verfügt aber weder über das Mandat noch über die Mittel, um große,
landesweite
Programme einzuführen - das ist Sache der Regierungen," erklärte Dr.
Pécoul.
"Ärzte ohne Grenzen" betreibt in fast 30 Ländern der Welt
Aids-Programme. Seit dem Jahr 2000 hat die Organisation neun
Programme in Kambodscha, Kamerun, Guatemala, Kenia, Malawi, Südafrika
und Thailand gestartet, in denen die Patienten mit antiretroviralen
Medikamenten behandelt werden.
(APA)