Die gemeinnützige Wohnungswirtschaft ist mit einem neuen Phänomen konfrontiert: selbstbewussten und wählerischen Kunden. Um diese bedienen zu können, bedarf es geschulter Mitarbeiter. Die wohnwirt- schaftliche Tagung befasste sich daher mit dem Thema "zeitgemäße Personalwirtschaft". Auch Mitarbeiter sind Menschen und nicht nur als Kostenfaktoren zu begreifen. Und: Sie sind wohl das wichtigste Asset eines Dienstleistungsbetriebes, zu dem sich auch die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften zählen. Doch wie findet, motiviert, behält und belohnt man diese Mitarbeiter richtig, die vor einer völlig neuen Situation stehen? - Es gibt keine meterlangen Vormerkungslisten mehr für die Wohnungen, sondern die Neubauten müssen aktiv angepriesen und den neuen Bewohnern "verkauft" werden. Bei der zwölften wohnwirtschaftlichen Tagung zum Thema "zeitgemäße Personalwirtschaft", die von der Landesgruppe Wien der gemeinnützigen Bauvereinigungen organisiert wurde, prallten Theorie (Universitätsprofessoren, Psychologen) und Praxis (Firmenchefs) auf einander. Die Praxis scheint relativ simpel und ist doch kompliziert: Ein Mieter zieht aus, was bedeutet, dass auch ein Garagenplatz in einer mit Parkplätzen gar nicht gesegneten Gegend frei wird. Das Problem: Sowohl der Nachmieter der Wohnung als auch andere Hausbewohner, die bisher keinen Parkplatz für den treuen Begleiter auf vier Rädern hatten, lechzen nach dem Garagenplatz. Die Intervention bei der Genossenschaft beginnt. Wie managt man das Problem, ohne einen Kunden zu vergraulen? Über die Erlebnisse im Alltag im Umgang mit Mietern berichtet Karin Bauer auf Seite B3. Universitätsprofessor Dudo von Eckardstein von der Wirtschaftsuniversität Wien meint, dass die Klassiker der Personalpolitik wie Verfügbarkeit von Personal, Motivation und Qualifikation mehr denn je Gültigkeit haben. Vor allem vor dem Hintergrund der kommenden EU-Osterweiterung, dem demographischen Wandel und der längeren Pensionsdauer. Für Eckardstein ist Personalmanagement jedenfalls Chefsache. Doch sollten die Häuptlinge nicht nur über die Kosten stöhnen, sondern eher an die Ressourcen denken. Loyalität, so der Uni-Professor, beruhe auf Gegenseitigkeit; und dabei seien auch die Chefs herausgefordert. Nachwuchs Für Thomas Malloth, den Präsidenten des Verbandes der Immobilientreuhänder, ist es bei der Personalauswahl völlig unerheblich, ob es sich um einen gemeinnützigen oder einen gewerblichen Bauträger handelt. Malloth, der den Nachwuchs selbst ausbildet, meint, dass die Zeit des Immobilientreuhänders jedenfalls vorbei ist und man nun eher in Richtung eines Immobilienmanagers geht. Während der Ausbildung müssten die Ziele aber so hoch gesteckt sein, "dass es verdammt weh tut, diese zu erreichen", so Malloth. Die berufsbegleitende Ausbildung zum Immobilienmanager samt Hausverwalterprüfung ist in der Tat keine Kleinigkeit: Da gilt es zunächst den Unterschied zwischen einer Immobilie und einer Mobilie zu vermitteln. Ist das einmal geklärt, beginnt der Hürdenlauf durch das österreichische Wohnrecht mit den Besonderheiten des WGG (Wohnungsgemeinnützigkeitgesetz), MRG (Mietrechtsregesetz) und WEG (Wohnungseigentumsgesetz). Und erst dann ist man reif für die diversen Sondergesetze. (Claudia Ruff, DER STANDARD Print-Ausgabe 30.11.2001)