Linz - Jeden zweiten Werktag beschwert sich im Durchschnitt ein Oberösterreicher bei der Schiedsstelle der Ärztekammer in Linz. Der Patient fühlt sich unzureichend oder falsch therapiert und meldet einen vermeintlichen Kunstfehler. Insgesamt haben sich 1555 Betroffene in den zehn Jahren ihres Bestehens an diese Schiedsstelle gewandt. Derartige außergerichtliche Schlichtungsstellen gibt es in fast jedem Bundesland.Komplikationen wegen schlechter Information In Oberösterreich handelte es sich in vielen Beschwerdefällen, so die Ärztekammer, aber nicht um Behandlungsfehler, sondern um Komplikationen, über welche die Patienten beispielsweise vor einem Eingriff nicht ausreichend aufgeklärt worden sind. So seien 40 Prozent der Beschwerdefälle als nicht gerechtfertigt abgelehnt worden. Bei 60 Prozent erreichten die Patienten aber einen außergerichtlichen Vergleich. Entweder wurden sie weiterbehandelt oder erhielten finanzielle Entschädigung. In den vergangenen zehn Jahren machte dies in Summe 46 Millionen Schilling (3,34 Mio. Euro) Schmerzensgeld aus. Ärztekammer-Präsident Otto Pjeta stellte zu den 1555 Beschwerdefällen fest: "Grundsätzlich ist jeder einzelne Fall einer zu viel, aber man muss auch die Relationen berücksichtigen, dass in Oberösterreich einschließlich der Spitäler pro Tag rund 100.000 Patienten behandelt werden." (ker, DER STANDARD Print-Ausgabe 30.11.2001)