Santiago de Chile - Bei einem brutalen Polizeieinsatz ist die erste Klägerin gegen den früheren chilenischen Diktator Augusto Pinochet und Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Gladys Marin, in Santiago vorübergehend festgenommen worden. Regierung war nicht informiert Die Regierung kritisierte die Aktion zur Durchsetzung eines richterlichen Räumungsbefehls als überzogen und ordnete eine Untersuchung an, berichtete die Zeitung La Tercera am Donnerstag. Die Regierung sei weder über den Einsatz noch über die Festnahme der KP-Chefin informiert worden, sagte ein Sprecher. 20 Verletzte Bei dem Einsatz von Spezialeinheiten seien am Mittwoch insgesamt 37 KP-Funktionäre vorübergehend festgenommen und 20 Menschen verletzt worden, hieß es weiter. Auslöser des Polizeieinsatzes war ein Rechtsstreit um das Eigentum an dem Gebäude. Ein Richter habe die Räumung angeordnet. Marin sowie andere Personen in dem Gebäude hätten Widerstand geleistet, begründete die Polizei den Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas. Rache der Polizei? Chilenische Medien schlossen nicht aus, dass sich die Polizei für die Ernennung eines neuen Chefs der Polizei nur einen Tag zuvor "gerächt" haben könnte. Der bisherige Carabinero-Chef, General Manuel Ugarte, hatte seinen Favoriten für die Nachfolge, Azis Saleh, nicht gegen den Kandidaten der Regierung, Alberto Cienfuegos, durchsetzen können. Marin hatte im Jänner 1998 die erste Strafanzeige in Chile gegen Pinochet erstattet und damit das Strafverfahren gegen den früheren Diktator ins Rollen gebracht. Dabei ging es um die Entführung und mutmaßliche Ermordung ihres Mannes und damaligen KP-Vorsitzenden, Jorge Munoz, im Jahr 1976 durch Schergen des Pinochet-Regimes. Der 86-jährige Pinochet ist inzwischen von der Justiz für nicht verhandlungsfähig erklärt worden.(APA/dpa)