Wien - Gegen den Vorschlag der Rektorenkonferenz, in überlaufenen Studienrichtungen die Studienplätze zu beschränken, hat sich eine breite Ablehnungsfront gebildet. Sowohl die SPÖ als auch die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer haben sich am Donnerstag gegen jegliche Zugangsbeschränkungen ausgesprochen. SPÖ SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl bedauerte bei einer Pressekonferenz den Vorschlag der Uni-Rektoren. Dies zeige, dass sie nun begännen "zu resignieren und sich mit der finanziellen Aushungerung abzufinden". Gleichzeitig empörte sich die Bundesgeschäftsführerin darüber, dass die Regierung über die Bedenken der Kurien an den Universitäten "drüberfahre". Aus ihrer Sicht werde die so genannte Autonomie sogar mehr Einfluss für die Politik bringen, kritisierte Kuntzl in erster Linie die geplante Zusammensetzung des Uni-Rats, in dem das Ministerium zwei der fünf Mitglieder bestellen und bei einem dritten mitsprechen könne. Ebenfalls kritisiert wird von der SP-Politikerin, dass durch die Ministeriums-Pläne die Mitbestimmung von Mittelbau und Studenten abgebaut werde. Kritik kam auch von SP-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser: "Nachdem die Regierung mit den Studiengebühren schon zehntausende Studierende von den Unis vertrieben hat, fällt den Rektoren nichts anderes ein als die weitere Auslese von StudentInnen". Dabei müsse man nur die Akademikerquote Österreichs ansehen: "Wir haben nicht zu viele StudentInnen", so Niederwieser in einer Aussendung. Grüne "Mehr Mittel für Unis statt Studienplatzbeschränkungen" fordert der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald in einer Aussendung. In der Forderung der Rektoren sieht er eine indirekte Kritik am Umgang der Regierung mit den Hochschulen, da diese nicht bereit sei, die nötigen Ressourcen und Personal bereitzustellen, um den Studierenden-Andrang zu bewältigen. ÖGB Für ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch ist der uneingeschränkte Hochschulzugang von großer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich. "Wir fordern ein hochschulpolitisches Gesamtkonzept statt unausgegorener Schlagworte", erklärte der Gewerkschafter bei der Zukunftskonferenz des ÖGB in Salzburg. Arbeiterkammer Die Arbeiterkammer (AK) tritt für einen freien Hochschulzugang ohne Aufnahmebeschränkungen und ohne Studiengebühren ein. Dieser sei für viele Studierende seit der Hürde Studiengebühren ohnehin nur mehr bedingt gegeben. "Mit einer 'begabungsabhängigen Selektion', wie sie die Rektoren fordern, hätten Studierende künftig nicht einmal die Sicherheit, dass sich die 5.000-Schilling-Studiengebühr als Investition in ihr Wunschstudium überhaupt lohnt", so die AK in einer Aussendung. AKS Nach Ansicht der SPÖ-nahen Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) macht die Regierung "Selektion zum Prinzip im gesamten Bildungsbereich". Die kürzlich in Auftrag gegebenen Prognoseverfahren im Schulbereich hätten die selbe Stoßrichtung wie nun der Rektoren-Vorschlag, so die AKS in einer Aussendung. ÖH Für "schlampig gemacht" und "unseriös" hält die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) den Gestaltungsvorschlag des Bildungsministeriums zur Universitäts-Autonomie. Wesentliche Punkte wie die Zukunft der Kunstunis bzw. der medizinischen Fakultäten wären darin kaum angesprochen, heikle Themen wie Haftungsfragen völlig vermieden worden, kritisierte der Vorsitzende des bildungspolitischen Ausschusses der ÖH, Bernhard Kernegger, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. In einer von diesem Gremium ohne Gegenstimme beschlossenen Stellungnahme (die VP-nahe AktionsGemeinschaft enthielt sich, der Ring Freiheitlicher Studenten war nicht vertreten) wird der Gestaltungsvorschlag inhaltlich gänzlich abgelehnt. Grundsätzliche Kritik gibt es unter anderem an der "Zelebrierung einer Politik der Diskussionsverweigerung" durch das Bildungsministerium, so ÖH-Chefin Anita Weinberger (Grüne und Alternative StudentInnen). "Autonomie nur am Titelblatt" Inhaltlich enthält der Gestaltungsvorschlag laut Weinberger "Autonomie nur am Titelblatt". Vielmehr werde dadurch nur eine andere Form der Fremdsteuerung mit sogar verstärkten Durchgriffsrechten des Ministeriums propagiert. Weiterer Kritikpunkt: Durch die vorgeschlagenen zusätzlichen Zuwendungen für jene Fachbereiche, die Drittmittel einwerben könnten, würden die anderen Sektoren wie die Geisteswissenschaften bzw. Grundlagenforschung ausgehungert. Begünstigt seien hingegen die für die Wirtschaft attraktiveren Studienrichtungen. Die Forderung der Österreichischen Rektorenkonferenz (ÖRK) nach einer Beschränkung der Studienplätze in überlaufenen Fachrichtungen hält Kernegger für unverständlich. Damit vollzögen die Rektoren eine "180-Grad-Drehung", nachdem sie im Vorjahr im Zuge der Studiengebühren-Diskussion noch für den freien Hochschulzugang eingetreten wären. Außerdem hätten sie mit dieser Forderung wohl ihre Kompetenzen überschritten, da solche Fragen im Senat diskutiert werden müssten. Nicht zuletzt grundsätzliche Bedenken sprächen gegen den Vorstoß: "Eine Prüfung ist ein Gutachten über eine individuelle Leistung - die Beurteilung kann nicht abhängig von der Anzahl der Studienplätze sein." Bedenken hat Kernegger auch bei Änderungen im Studienrecht. Als Beispiel nannte er die im Universitätsstudiengesetz (UniStG) derzeit enthaltene Regelung, die drei Prüfungstermine pro Semester vorschreibt. Die Kompetenz für die Erlassung solcher Vorschriften solle nun aber auf den Senat übergehen, in dem die Professoren eine Mehrheit haben. Diese hätten wiederum kaum Interesse an so "lästigen Sachen" wie mehreren Prüfungsterminen. Im Endeffekt werde dies nicht zuletzt zu einer Verlängerung der Studiendauer führen. Dasselbe gelte auch für die Verpflichtung der Professoren zur Begründung einer negativ beurteilten Prüfung. (APA)