Wirtschaft
Schlechte Konjunkturdaten für die USA
Anstieg bei Auftragseingängen relativiert
Washington/New York - Trotz des überraschend starken
Anstiegs der Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA im
Oktober ist die US-Wirtschaft nach Einschätzung von Volkswirten nach
wie vor stark angeschlagen. Auch der unerwartete Anstieg der
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe spreche dagegen, dass die schon in
der Rezession steckende US-Wirtschaft das Schlimmste hinter sich
habe. Die Aufträge seien vor allem wegen großer Flugzeug- und
Rüstungsaufträge gestiegen, teilte das Handelsministerium am
Donnerstag mit. Der Anstieg relativiere sich außerdem angesichts des
starken Rückgangs im September. An den Finanzmärkten wurden die Daten
als Zeichen für die Schwäche der US-Wirtschaft aufgenommen. Der
Dollar gab vorübergehend nach, US-Staatsanleihen legten kräftig zu.Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestiegen
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erhöhte sich nach
Angaben des US-Arbeitsministeriums in der Woche zum 24. November um
54.000 auf 488.000 und lag damit deutlich höher als der von
Volkswirten erwartete Anstieg auf nur 448.000 Anträge. Das
Ministerium wies darauf hin, dass die Zahlen üblicherweise in dieser
Jahreszeit wegen mehrerer Feiertage schwankten. Mit 4,02 Millionen
erreichte die Zahl der verlängerten Anträge auf Unterstützung in der
Vorwoche den höchsten Stand seit Ende Dezember 1982, als es 3,82
Millionen Arbeitslose waren.
In den vergangenen vier Wochen waren die Erstanträge rückläufig
gewesen, was an den Finanzmärkten Hoffnung auf eine baldige
Konjunkturerholung geweckt hatte. "Der Markt hatte geglaubt, wir
hätten das Schlimmste hinter uns und betrachtet dies jetzt als
Rückfall in die schwache Verfassung vor den Anschlägen am 11.
September", sagte Mark Vitner von Wachovia Securities. Alan Ruskin
von 4Cast hält es vor allem für bedenklich, dass die Zahl der
erneuerten Anträge in den vergangenen Wochen gestiegen ist. "Die
Leute werden noch immer entlassen und finden keine neue Stelle.
Selbst wenn die Kündigungen abnehmen, gibt es noch keinen Aufschwung
bei Neueinstellungen."
Zuwachs bei Flugzeugaufträgen und Verteidigungsgütern
Die Aufträge legten im Oktober erstmals seit Mai dieses Jahres zu,
nach einem Rückgang von revidiert 9,2 Prozent im September. Der
Zuwachs bei Flugzeugaufträgen schoss um 233,2 Prozent in die Höhe,
bei Verteidigungsgütern um 206,3 Prozent. Mit 12,8 Prozent lag die
Gesamtzuwachsrate rund sechs mal so hoch wie von Volkswirten mit 2,1
Prozent angenommen. Aber auch ohne Rüstungsgüter erhöhten sich die
Auftragseingänge kräftig um 5,6 Prozent nach minus 10 Prozent im
Vormonat. Volkswirte sprachen von einer "gewissen Stärke", die man
hier herauslesen könne. Man müsse aber den starken Anstieg vor dem
Hintergrund des Einbruchs im September sehen, sagte Ruskin. Beide
Monate zusammengenommen, seien die Auftragseingänge leicht gesunken. (APA/Reuters)