Der ausgebliebene Skandal

"Das Eintreten für Rassenreinheit, Erbgesundheitslehre und gegen die Integration von Ausländern ist per se betrachtet nicht ehrenrührig."(Richter Ernst Maurer)
Ein Rechtsfall, ein Richter, ein Urteil - und kein Skandal. Das nicht jener Stoff, aus dem spannende Geschichten gemacht sind. Doch der erste Eindruck täuscht. Der Rechtstreit kreist um die brisanten Themen Nationalsozialismus, Biologismus, Rechtsextremismus und vom Verhältnis von Organen der Justiz zu diesen Ideologien. Der Richter Ernest Maurer ist weder unbekannt noch unumstritten. Die Sprachwissenschaftler Alexander Pollak und Ruth Wodak untersuchen, ob aus Inhalt, Argumentation und Terminologie des betreffenden Urteilsbegründungstextes Hinweise auf eine mögliche politisch-ideologische Befangenheit des Richters abzuleiten sind. Doch nicht nur der Fall selbst, auch das Stillschweigen der Öffentlichkeit sind im Blickfeld der Untersuchung: Welches Wertebild, welche Toleranzschwelle oder welches Desinteresse hat eine Gesellschaft, die derartige Aussagen unwidersprochen hinnimmt? (ms)
Alexander Pollak/Ruth Wodak: Der ausgebliebene Skandal - Eine diskurshistorische Untersuchung eines Wiener Gerichtsurteils. (mit Kommentaren von Alfred J. Noll und Peter Warta). Czernin Verlag Wien 2001. 159 Seiten, 206 S (15 Euro)



Achtung! Floskelalarm!

„Das Internet ist aus dem Bildungsbereich nicht mehr wegzudenken.“ Toll. Praktische Sache, das mit der globalen Vernetzung von Wissensressourcen. Spätestens beim Durchforsten der ersten Meta-Datenbank ist dann aber Schluss mit salbungsvollen Worten. Was verwenden? Wie zitieren? Wo recherchieren? Wie publizieren? Fragen über Fragen. Baumgartner/Payr haben keinen klassischen „How-To-Do“-Wälzer zusammengestellt. Hier geht es nicht um das WIE, sie spüren dem WARUM und WOZU - der Quintessenz wissenschaftlichen Arbeitens - nach. In zehn Kapiteln zeichnen die Autoren den Prozess vom Konzept bis zur Publikation nach. Ein Grundlagenwerk. Die Beschränkung auf das Notwendigste und ein umfangreicher Serviceteil machen diese Veröffentlichung schließlich zu einem Markstein innerhalb der sich selbst überholenden Internet-Ratgeber-Literatur. Querverweise auf weiterführende Informationen auf der „Homepage zum Buch“ runden den Leitfaden ab. Hier bleiben keine Fragen offen. Außer: Warum mussten wir so lange darauf warten? (kommunikaze)
Baumgartner, Peter/Payr, Sabine (2001). Studieren und Forschen mit dem Internet. Innsbruck: StudienVerlag, 260 S., öS 358,- (26 Euro)

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www.stufonet.at

foto: scan

Unter Antisemitismus Verdacht – Die österreichische Linke und Israel nach der Shoah

Ist die unter dem Deckmantel „Antizionismus“ vorgebrachte Kritik am Staat Israel tatsächlich nichts anderes als ein „versteckter“ Antisemitismus von links? Margit Reiter untersucht die Haltungen, Positionswechsel und Argumentationsstränge von SPÖ und KPÖ, über Bruno Kreisky bis zu diversen außerparlamentarischen Gruppierungen von der Staatsgründung Israels 1948 bis zum Golfkrieg. Das Verhältnis zu Israel ist für die Autorin ein Indikator des Umgangs der österreichischen Linken mit der Shoah, dem Antisemitismus und so auch mit der eigenen Geschichte. (ms)
Margit Reiter: Unter Antisemitismus Verdacht. Die österreichische Linke und Israel nach der Shoah. StudienVerlag. Innsbruck/Wien 2001, 515 Seiten, 592 S (43,02 Euro)