München - Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer rechnet für 2002 mit weltweit 420 bis 450 Mill. verkauften Mobiltelefonen und gibt sich damit etwas optimistischer als der finnische Weltmarktführer Nokia. Für 2001 bleibe er bei der Prognose, wonach weltweit um die 400 Mill. Handys abgesetzt würden, sagte von Pierer am Mittwoch am Rande einer Konferenz in München. Die von Nokia am Dienstag auf 380 Mill. Handys reduzierte Prognose für den globalen Handymarkt 2001 könne aber auch eintreffen. "Das hängt vom Weihnachtsgeschäft und davon ab, wie die neuen GPRS-Telefone einschlagen", sagte von Pierer. Die Siemens-Aktien fielen in einem schwachen Markt um 3,5 Prozent auf 66,50 Euro. Unerwartete Nachfrageschwäche Alle Handy-Hersteller leiden in diesem Jahr unter der unerwarteten Nachfrageschwäche auf einem Markt, der 2000 einen weltweiten Boom erlebte. Anfang des Jahres hatte die Branche noch mit zweistelligen Wachstumsraten für 2001 gerechnet. Nun sind sich die Experten einig, dass der Handymarkt in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Sektors schrumpfen wird. Nokia, mit einem Marktanteil von rund 33 Prozent unumstrittener Marktführer, hatte seine Prognose um zehn Mill. auf 380 Mill. verkauften Handys gesenkt. Sein US-Konkurrent Motorola erwartet 2001 einen Handyabsatz von 380 bis 400 Mill. Stück. Im Boomjahr 2000 waren rund 408 Mill. Mobiltelefone verkauft worden. Mit seiner Prognose für 2002 liegt von Pierer im Rahmen der Schätzungen der führenden Hersteller. So rechnet Nokia weltweit mit einem Absatz von 420 bis 440 Mill. Mobiltelefonen, der zweitgrößte Handy-Produzent Motorola mit 420 bis 460 Mill. verkauften Handys. Flexibilität Der Siemens-Chef wies darauf hin, dass die Branche künftig beweglicher auf kurzfristige Änderungen der Nachfrage reagieren müsse. "Wir müssen vor allem Flexibilität einbauen in das System." Siemens sei mit seinem Sparprogramm für die Mobilfunk-Sparte auf gutem Wege dahin. Das Volumen, bei dem der Konzern in der Handy-Produktion die Gewinnschwelle erreiche, sei auf 28 bis 30 Mill. Handys pro Jahr gesenkt worden. Im Geschäftsjahr 2001/02 (zum 30. September) hatte Siemens 28,7 Mill. Handys verkauft. Wegen Restrukturierungskosten war der gesamte Mobilfunk-Bereich, der auch das Geschäft mit mobilen Netzwerken umfasst, aber mit 307 Mill. Euro operativ in die Verlustzone gerutscht. Ausblick schwierig Eine Prognose für die Geschäftsentwicklung im laufenden Geschäftsjahr wollte von Pierer nicht wagen. Siemens sei aber mit seinen verschiedenen Tätigkeitsfeldern gut gerüstet, die konjunkturelle Abschwächung zu überstehen. "Siemens ist ein sehr robuster Konzern", sagte von Pierer den Konferenzteilnehmern. So boome das Geschäft mit der Energieerzeugung und -versorgung, das im vergangenen Geschäftsjahr sein operative Ergebnis auf 634 von 66 Mill. Euro im Vorjahr fast verzehnfachte. "Dieser Boom bei Energie wird anhalten, mindestens für die nächsten zwei Jahre", sagte von Pierer. (APA/Reuters)