Weshalb ich da also unlängst bei einer solchen großen Truthahn-Sause war, zwei dampfende 14 Kilo-Tiere wurden zerlegt, mit Bohnen-Maissalat, Rotkraut mit Roten Rüben, Erdäpfelsalat und noch einigen anderen Freudenspendern, die die amerikanische Kalorien-Historie zu bieten hat, gereicht. Und das war schon ziemlich gut, muss man sagen. Abgesehen davon natürlich, dass wir die Zuchtbedingungen der Truthahnbranche grundsätzlich und schärfstens verurteilen – allerdings, wenn ein solches Tier es einmal schafft, 14 Kilo ins Rohr zu kriegen, hatte er vielleicht eine Chance auf ein längeres und erfüllteres Leben. Dachte ich mir und biss in das saftige Fleisch des weißen Vogels. Und natürlich sehen wir es auch mit großer Besorgnis, dass es Santa Claus im Zuge eines medialen und kulturellen Imperialismus seitens der anglo-amerikanisch dominierten USA geschafft hat, das Christkind zu verdrängen; dass einen Anfang November allenthalben Kürbisfratzen nerven, und dass der Hamburger das Kotelett und die Käsekreiner am sommerlichen Grill verdrängt, werden wir auch noch erleben. American Way of Life verfügt sich langsam, aber unaufhaltsam in den Alltag. Wobei die Panik des Kulturverlustes zumindest in Sachen Thanksgiving und Truthahn einigermaßen unangebracht ist, denn schließlich wird da an einem Tag gefeiert und gegessen, wo man hier normalerweise vor dem Fernseheher sitzt. Und weil man ja die Feste feiern soll, und so weiter, darf der Truthahn da durchaus mal drankommen. Überhaupt, wo mir vom Gansl schon öfter schlecht war.