Dass sie "Big Brother" zahlreich als Müllfernsehen beschimpft haben, hindert einige französische Schriftsteller nun nicht daran, selbst an einer Reality-TV-Sendung teilzunehmen. Die Idee stammt vom öffentlich-rechtlichen Sender "La Cinquieme". Demnach werden vier Autoren vier Tage lang unter dem wachsamen Auge der Fernsehkameras in einer Wohnung eingeschlossen. Sie verfügen nur über einen Computer und müssen gemeinsam eine Novelle schreiben. Yann Queffelec, Irene Frain, Valerie Tong Cuong und möglicherweise Pascale Breugnot An der ersten Sendung beteiligen sich der Schriftsteller Yann Queffelec und seine weiblichen Kolleginnen Irene Frain und Valerie Tong Cuong. Den vierten Kandidaten hat Pascale Breugnot, die Produzentin der Sendung, noch nicht gefunden. Jeden Abend ist im Fernsehen eine Zusammenfassung des "Best Of" vom abgelaufenen Tag zu sehen. Am fünften Tag findet ein großes Finale mit etwa 30 geladenen Studiogästen statt. Die Sendung soll vom 2. bis zum 4. Dezember aufgenommen und Anfang Jänner 2002 ausgestrahlt werden. Für Pascale Breugnot handelt es sich bei der Sendung um alles andere als um "Trash-TV". "Es ist ein wahrhaftiger Dokumentarfilm. Es geht darum zu verstehen, wie ein literarisches Werk entsteht. Wir wollen die Ideen, die literarischen Gestalten, die Handlungen zur Welt kommen sehen. Wir bieten dem Fernsehpublikum die Möglichkeit, die Kulissen der Redaktion einer Novelle zu betreten", erklärte die TV-Produzentin gegenüber der Tageszeitung "Le Figaro" (Dienstag-Ausgabe). Keine Premiere Dieser "Autoren-Big Brother" stellt allerdings nicht die Premiere im Rahmen des literarischen Exhibitionismus dar. Der belgische Erfolgsautor Georges Simenon (1903-1989), "Vater" des bekannten Kommissars Maigret, hatte zu Beginn seiner Karriere in Lausanne in einem Schaufenster live eine Novelle geschrieben. Die neugierigen Passanten hatten die Möglichkeit, den "Meister" am Werk zu sehen. Der britische Autor Will Self ließ sich seinerseits mehrere Tage lang in einem Einkaufszentrum nieder. Er schrieb vor einer laufenden Kamera. Seine Arbeit wurde live im Internet übertragen. (APA)