Ein wenig altbacken waren Sean O'Caseys Familienvorstellungen schon. Aber vielleicht stört das viele jener Besucher nicht, an die sich die Produktion seiner einaktigen Komödie "Das Ende vom Anfang" wohl hauptsächlich wendet: An alle nämlich, die von den Kammerspielen gar nicht genug kriegen können.

Der Rollentausch des großsprecherischen Bauers Darry Berrill mit seiner Frau Lizzy beginnt simpel, gewinnt aber dann über siebzig Minuten an Witz. Einen ganzen Schub davon verpasst Ludwig Kaschke dem Spiel. Der kurzsichtige Nachbar Barry Derrill, den er reichlich komisch verkörpert, beschert dem von Georg Kusztrich und Christina Saginth anfangs noch etwas trocken abgespulten Gang der Ereignisse auch im übertragenen Sinn nicht wenig Rasanz.

Und da spielt es dann eben keine besondere Rolle mehr, dass sich mittlerweile doch wohl kaum noch irgendein Mann tatsächlich so doof beim Geschirrspülen anstellt wie O'Caseys Held. Die Teller fliegen zu neuen Zielen. Es scheint, dass Frauen die Jobs, die ihnen zufallen, im Großen und Ganzen erledigen. Und es scheint, dass es eine Domäne der Männer ist, den Karren in den Dreck zu fahren, das Ölfass zum Überlaufen zu bringen, obwohl es nur halb voll ist; mit anderen Worten: das wirkliche, unwiderrufliche Chaos herbeizuführen.

Das hat Bruno Max in seinem Scala-Theater in Wieden schön hingekriegt. Die berüchtigte Kuh, die ständig vom Dach baumelt, wird zum Sinnbild der kreativen Erbärmlichkeit, das sich im Zerstörungswerk Darrys, das unter dem Vorzeichen von Hausarbeit abläuft, parallel erfüllt. Der Stapel von Tellern am Sims des Kamins, der stets zu kippen droht und dann nicht kippt oder doch erst im finalen Einsturz des ganzen Hauses, ist nicht minder ein raffinierter Dauerkitzel der Zuschauernerven. (elce/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11. 2001)