Worcester - Die US-Firma Advanced Cell Technology (ACT), Worcester, die die ersten menschlichen Embryos zu Therapiezwecken geklont hat, hat von allen Klonspezialisten die breiteste Expertise - über 160 Patente - und das breiteste Angebot, nicht nur bei Menschen: "Wir sind im Klongeschäft", wirbt ACT, "wir wollen Mutter Natur helfen, die besten Nutztiere der Milch-und Fleischindustrie zu vermehren. Die Technik ist da."

Zumindest bei Nutztieren. Seit der Geburt des ersten Klons - des Schafs "Dolly" - 1997 haben Firmen das Verfahren so optimiert, dass sie Klonrinder per Katalog anbieten. ACT (bzw. ihre Tochter Cyagra) ist mit dabei und verlangt für ein Rind 25.000 bis 100.000 Dollar. Aber die Produktpalette ist nicht auf Rinder beschränkt, ACT arbeitet am Klonen von Geflügel, verstorbenen Haustieren ("noch nicht möglich, aber Sie können Zellen bei uns einlagern") und ausgestorbenen Arten.

Und man arbeitet am Menschen, nicht um ihn als ganzen zu kopieren wie die Nutztiere ("reproduktives Klonen"), sondern um aus geklonten Embryos Stammzellen und aus ihnen Transplantatgewebe zu gewinnen ("therapeutisches Klonen").

Das Verfahren ist bei Tier und Mensch dasselbe: Man entfernt aus einer Eizelle den Kern - mit der Erbinformation - und ersetzt ihn durch den Kern einer Körperzelle eines erwachsenen Tiers ("Kerntransfer"). Das macht in beiden Fällen technische Probleme, beim Menschen zusätzlich ethische: Beim "therapeutischen Klonen" im engen Sinn wird ein Embryo erzeugt und dann zerstört.

Immunproblem

Deshalb arbeiten viele Forscher mit Embryonen, die nicht eigens erzeugt werden, sondern schon da sind: überzählige der künstlichen Befruchtung. Aber Körpergewebe solcher "Transplantatspender" wird vom Immunsystem eines Empfängers als fremd erkannt und angegriffen. Deshalb setzt ACT auf das Klonen im engeren Sinn und hat nun erste Erfolge auf zwei Wegen publiziert: Zum einen hat man Eier dazu gebracht, sich ohne Befruchtung Richtung Embryo zu entwickeln.

Aber damit - mit ihren eigenen Eiern - könnte man nur Frauen helfen. Für Männer hat ACT den tabuisierten Weg beschritten und ein gespendetes Ei mit einer Körperzelle kombiniert. Auch das entwickelte sich hin zum Embryo. Ob daraus Stammzellen gewonnen werden können, wurde allerdings in den ersten Experimenten nicht geprüft.

Zudem erprobt ACT zur Umgehung der ethischen Probleme humaner Embryonen den Weg von Mensch-Tier-Mischwesen: 1998 hat man anstelle eines menschlichen Eis das einer Kuh verwendet. Aber die Empörung war so groß - bis hinauf zum damaligen US-Präsidenten Bill Clinton -, dass über diesen Zweig der Forschung seitdem nichts mehr bekannt wurde.

Ganz elegant ließen sich alle ethischen Probleme vermeiden, wenn man zur Erzeugung von Stammzellen überhaupt keine Embryonen bräuchte, sondern Körperzellen direkt zu Stammzellen verjüngen könnte. Daran arbeiten in harter Konkurrenz die "Dolly"-Schöpfer und wieder ACT.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 11. 2001)