"Ein Landesstudio gehört in seine Landeshauptstadt." So begründete die niederösterreichische ORF-Intendantin Monika Lindner vor wenigen Wochen, dass der Küniglberg in St. Pölten gerade groß ausgebaut hat. In Deutschland sieht man die Frage von Landesstudios merklich anders. In Berlin und Brandenburg wird es ernst mit der Fusion der beiden ARD-Landesrundfunkanstalten Sender Freies Berlin (SFB) und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB). Zum Vergleich: Berlin hat 3,45 Millionen Einwohner, Brandenburg 2,67 Millionen. Niederösterreich kommt auf 1,55 Millionen Bürger. Die Landesstudios des ORF haben inzwischen die Technik als personalkostenintensivster Posten in der Bilanz der öffentlich-rechtlichen Anstalt überholt. "Faire Kooperation statt unnötiger Konfrontation" Fraktionsfrei funktioniert die Zusammenlegung in Deutschland keineswegs: Da sich bei Personalentscheidungen für gemeinsame Zeiten der Ostsender ORB bisher besser in Position gebracht hat, will der SFB zumindest den Sitz des neuen Senders, also Berlin. ORB-Intendant Rosenbauer mahnte öffentlich bereits eine "faire Kooperation statt unnötiger Konfrontation" ein. Nicht gerade förderlich dürfte für das Klima der Verhandlungen sein, dass Kooperationen von SFB und ORB im Hörfunkbereich, zuletzt beim Inforadio, scheiterten. Angesichts der Animositäten wird überlegt, einen Gründungsbeauftragten von außen zu installieren und erst dann einen gemeinsamen Intendanten zu wählen. Um den politischen Einfluss wird nicht mehr so stark gerungen, da in Berlin bei der Wahl im Oktober wie in Brandenburg die SPD stimmenstärkste Partei wurde und die Koalitionsregierung anführt. Die Büros der beiden Regierungschefs formulieren bereits an einem neuen Staatsvertrag zum Thema. Einziges Vorbild für eine Fusion ist die Verschmelzung von Süddeutschem Rundfunk (SDR) und Südwestfunk (SWF) zum Südwestrundfunk (SWR). Die Betriebsräte von SFB und ORB luden SWR-Vertreter zu einem Erfahrungsaustausch ein. Deren Bilanz war vernichtend: Doppelstrukturen bis hin zu zwei Landesrundfunkräten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit erheblichem Einfluss der Parteien und ein in Summe schlechteres Programm. Der Rechnungshof stellte im Oktober ein vernichtendes Zeugnis aus: Der bis Ende 2003 angestrebte Abbau von 650 Planstellen bei der Zwei-Länder-Anstalt SWR werde nicht geschafft. Nach bisheriger Planung konnten nur 394 Stellen abgebaut werden. Beispiel SWR Einig ist man nun in Berlin wie in Potsdam, dass der SWR ein schlechtes Beispiel ist. Aber wie es anders gemacht werden könnte, darüber herrscht noch Unklarheit. Es wurde zumindest einmal eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich damit beschäftigen soll. (afs, red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.11.2001)