Worcester/London - US-amerikanische Forscher konnten zeigen, dass Kuhklone gesund und vollkommen normal sind. 24 untersuchte Tiere im Alter von ein bis vier Jahren zeigten weder im Verhalten noch genetisch abnorme Werte. Organe, Blut und Immunsystem wichen nicht von konventionell gezeugten Kühen ab, so das Ergebnis umfangreicher Laboranalysen. Zwei haben inzwischen auch schon gesunde Kälber zur Welt gebracht. "Alle unsere Daten", freut sich Untersuchungsleiter Bob Lanza, "bestätigen, dass die Tiere physisch und in ihrem Erscheinungsbild normal sind." Die Ergebnisse seiner Firma Advanced Cell Technology in Worcester (Massachusetts) kontrastieren damit stark mit jenen aus Klonexperimenten früheren Datums bzw. mit anderen Säugetieren. Dabei kamen zumeist kränkliche, ungewöhnlich große Kreaturen heraus, mit schweren Gendefekten und Behinderungen. Weiteres Problem beim Klonen bisher: Viele Säuger starben bald nach der Geburt. Das Manko blieb auch bei Lanzas, gegenüber dem Klonschaf Dolly weiter entwickelter Technik auf Basis von Hautzellen. Denn 80 der insgesamt 110 Kälber endeten mit Abortus, sechs starben früh. "Daher", merkt Dolly-"Vater" Ian Wilmut vom Roslin Institut an, "löschen die neuen, viel versprechenden Ergebnisse die bisherige Geschichte von ungewöhnlichen Todesfällen bei Tieren keineswegs aus, die im Wesentlichen mit der gleichen Technik geklont wurden. Und sie bestätigen, dass das Klonen von Personen unverantwortlich wäre." Dem stimmt auch Lanza zu: "Die Gefahr, ein behindertes Kind zu schaffen, ist noch immer zu hoch. Selbst wenn sie nur ein paar Prozent betrüge." Briten: Nein zu Klonen So sieht das auch die britische Regierung, die bereits am Donnerstag das angekündigte neue Gesetz gegen reproduktives Klonen initiiert hat. Am kommenden Donnerstag steht es im Unterhaus zur Debatte. Damit solle die Gesetzeslücke geschlossen werden, die durch einen Gerichtsentscheid entstanden ist, hieß es. Wilmut beurteilt Lanzas Versuchsreihe dennoch als "viel versprechend". Der US-Forscher selbst sieht gute Perspektiven für Klonen zu Therapiezwecken. Seine Untersuchungen hätten ja gezeigt, dass vollkommen normales, gesundes Leben entstehe. Daher könnten zunächst etwa Neuronen, in einem Jahrzehnt komplexere Organe aus Klonen gemacht werden, glaubt Lanza. (rosch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25. 11. 2001)