Linz - Viel Glas, viel Licht, viel Platz, viel Natur, viel Stadt. Die Häuser mit den Namen "Landgut", "Bahn", "Mitte" und "Hagen" wurden frauengerecht gebaut, so der Fachterminus in der Architektur. Am Mittwoch, dem 28. November, wird das städtebauliche Leitprojekt für Oberösterreich eröffnet.

Initiatorinnen der neuen Anlage waren die Linzer SP-Frauen. "Wir wollten beweisen, dass Frauen anders wohnen und somit auch bauen", erklärt die Linzer SP-Gemeinderätin Erika Rockenschaub. Um es mit einem einzigen Wort auszudrücken: alltagstauglich. Abstellräume für Fahrräder und Kinderwagen nicht im Keller, sondern im Erdgeschoß. Wohnungen mit neutralem Grundriss, keine 40 Quadratmeter großen Wohnzimmer und neun Quadratmeter kleinen Kinderzimmer.

Umgesetzt wurde dies von den Architektinnen Heidi Mühlfellner aus Salzburg und Marlies Binder aus Graz. Sie hatten den Wettbewerb für die geförderte Wohnanlage gewonnen, zu dem der Bauträger, die WAG (Oberösterreichs größte Wohnungsbaugesellschaft), nur Architektinnen geladen hatte.

Orientiert hatte man sich bei der Ausschreibung an Wien - und das hieß auch, aus Fehlern zu lernen. In Wien wurde 1997 im Donaufeld die Frauen-Werk-Stadt, ein von Frauen geplanter Stadtteil, fertig gestellt - das bisher größte Projekt dieser Art in Europa. Zwei Jahre später hatten die BewohnerInnen laut einer Studie über einen Mangel an Grünflächen, Nahversorgung und Freizeitmöglichkeiten geklagt; Aspekte, die in Linz berücksichtigt werden sollten. Spatenstich für das 163 Mio. Schilling (11,8 Mio.) teure Vorhaben war 1999.

Klar, hell, großzügig

Jetzt, an einem trüben Novembertag, wirkt die fertige Anlage mit den vier Häusern großzügig, klar gestaltet und hell. Frauengerechter Wohnbau ziele darauf ab, "Angsträume zu vermeiden", betont Rockenschaub: Ein Drittel aller Gewaltverbrechen an Frauen passiert in Hauseingängen und Stiegenhäusern.

Die Aufgänge in der Linzer Wohnanlage wurden daher übersichtlich angelegt, es gibt keine dunklen Ecken oder Gänge. Die Treppenhäuser befinden sich hinter einer Glasfront und sind von außen einsichtig. Die Einfahrten zur Tiefgarage weisen Oberlichter auf, die Stellplätze sind mit Neon ausgeleuchtet. Die Bauweise gilt in Oberösterreich sogar als exemplarisch, Elemente davon wurden in die Richtlinie für geförderten Wohnbau übernommen.

Und auch bei der Linzer Bevölkerung stößt die Anlage auf großes Interesse. Nicht zuletzt wegen der günstigen Lage: In fünf Minuten ist man per "Öffis" in der Innenstadt. 1400 Bewerberinnen gab es für die 114 Wohnungen, ab 3. 12. ziehen die ersten Mieterinnen ein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.11.2001)