Unser Leben ist von hellen, hohen Tönen begleitet (o.k., auch von dunklen, tiefen, von Bässen, die vor sich hin wummern, aber das ist doch eine Angelegenheit der Abendgestaltung und so). Aber der Tag ist anders. Der Arbeitstag, der Kaffeehaustag, der Studiertag, der Einfachvorsichhinlebenstag - der ist beherrscht vom Piep. Da ist zunächst einmal das Piep-Piep-Piep der großen Nutzfahrzeuge, die zurücksetzen müssen. Es gibt da seit kurzem eine Verordnung. Damit nicht versehentlich ein unaufmerksamer Bürger oder auch ein geliebtes Haustier unter die mächtigen Räder gerät, müssen beim Rückwärtsfahren Piep-Töne versendet werden. So erfahren wir, dass in unserer Gasse das Transportgewerbe voll im Einsatz ist. Das andere Piep-Erlebnis findet meistens in öffentlichen Innenräumen statt. Die Handy-Industrie hat unter dem Menüpunkt "Einstellungen - Töne und Signale - eigene Melodien" eine Reihe von hochfrequenten Nervtötern zur Verfügung gestellt, die unseren Alltag in Cafés oder sonstigen öffentlichen Plätzen bereichern. Durchdringendes Zirpen, Piepsen und Fiepen begleitet uns - bis wir im Krankenhaus liegen, angeschlossen an den Monitor, der nur Piep . . . Piep . . . Piep von sich gibt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.11.2001)