Walter Wippersberg ist Regisseur, Filmemacher und Schriftsteller und hat zuletzt die etwas andere Dokumentation "Die Wahrheit über Österreich" gedreht. Oliver Schopf ist Karikaturist beim STANDARD und hat vor zwei Wochen meine Album-Rezension über neue Terrorbücher mit der wunderschönen Zeichnung einer Schreibmaschine aufgewertet, aus der ein Blatt mit den zwei Türmen des World Trade Center herausragt. Wenn der Rezensent hier auf das neue Buch von Schopf aufmerksam macht, so nicht, weil er sich mit einem artigen Quidproquo bedanken will, sondern aus ehrlicher Bewunderung für die Kunst des Zeichners, von denen Oliver Schopf einer der besten überhaupt ist: Er ist ein Bewunderer der Alten Meister, deren Techniken er auch im Computerzeitalter noch respektvoll studiert. Er ist Künstler und zugleich Handwerker im besten Sinne des Wortes, unermüdlich um die Vervollkommung seiner Arbeit bemüht. Gemeinsam haben Wippersberg und Schopf nun einen Klassiker der Weltliteratur nachempfunden: Den Don Quichotte von Miguel de Cervantes. Wippersberg erzählt ihn in flüssig-eleganter Diktion nach, die Kinder ab 10 Jahren, aber auch Erwachsene ansprechen wird. Schopf hat das Buch mit vielen Illustrationen versehen, auf denen er den hageren, hochgewachsenen Ritter von der traurigen Gestalt, den gedrungenen Sancho, die schöne Dulcinea und das edle Ross Rosinante, die Windmühlen, Weinschläuche und Hammelherden prächtig ins Bild rückt. In der Winkler Dünndruckausgabe hat der Quichotte 1103 Seiten - das ist ein Lektürepensum, das die Durchhaltefähigkeit der meisten Kinder (und wohl auch die mancher Erwachsener) überfordert. Hier bietet sich der "Ritter von der traurigen Gestalt" als ein genussvoller Ausweg an, um sich schon in jungen Jahren mit diesem unsterblichen Werk vertraut zu machen. Das Original kann man ja später immer noch lesen. (Von Christoph Winder - DER STANDARD, Album, Sa./So., 24./25.11.2001)