Linz - 1993 bildete die oberösterreichische Gebietskrankenkasse mit 490 Mio. S Defizit das Schlusslicht unter den Kassen. Heuer bilanzieren die Oberösterreicher mit über 100 Millionen Schilling Plus als Einzige positiv. Kritiker meinen, dass das auf umfangreiche Leistungskürzungen zurückzuführen sei. In der Kassa spricht man lieber von "Effizienzsteigerung". Der oberösterreichische Weg bedeutete in den letzten acht Jahren einerseits einen Abbau des Verwaltungspersonals um 15 Prozent. Man habe auf elektronische Abrechnung umgestellt und biete "35 verschiedene Arbeitszeitmodelle" an, sagt Kassendirektor Johann Mayr im Standard-Gespräch. Auf der anderen Seite wurden den Medizinern starke Sparanreize bei Medikamenten verordnet. Das heißt: Wenn die bisherige Steigerungsrate bei Medikamenten unterschritten wird, fließt der eingesparte Teil in die Ärztehonorare. Wird hingegen "zu viel verschrieben", wirkt sich dies dämpfend auf die Kassentarife für die Mediziner aus. Ob da nicht die Gefahr besteht, dass zu wenig verschrieben wird? Mayr verneint energisch. Die Gefahr, dass zu viel verschrieben werde - etwa bei Antibiotika -, sei viel höher. Die Kasse übt auch Druck aus, dass mehr Generika (billigere Nachahmungspräparate der Originalmedikamente) sowie Kleinpackungen verschrieben werden. Die Spannen bei Medikamenten seien nach wie vor sowohl in der Industrie als auch bei Großhandel und Apotheken zu groß, kritisiert Mayr. "Die Heilmittelausgaben der Kasse explodieren" - in anderen Bundesländern übrigens noch mehr. Derzeit entwickelt die OÖ- Kasse gerade ein Berechnungsmodell, mit dessen Hilfe die Effizienz der niedergelassenen Ärzte gemessen werden soll. Mit diesem Instrument sollen Verschreibungen und Überweisungen der einzelnen Mediziner mit ihrer jeweiligen Patientenstruktur verglichen werden. International sei so etwas üblich. Ob dies auf ganz Österreich anwendbar wäre? Der Kassendirektor: "Wir machen es für uns. Aber alles, was gut ist, kann man ja auch woanders einsetzen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.11.2001)