Weltraum
Österreich hat erstmals einen Fuß in der internationalen Raumstation ISS
Grünes Licht für "Nationalen Weltraumplan"
Wien - Mit der Finanzierungszusage in Höhe von 100 Mill. S
(7,27 Mill. Euro) hat der Rat für Forschung und
Technologieentwicklung bei seiner jüngsten Sitzung Grünes Licht für
den "Nationalen Weltraumplan" gegeben. Der Direktor der Austrian
Space Agency (ASA), Klaus Pseiner, zeigte sich über die Zusage
"extrem glücklich".
"Das ist nach langer Zeit eine neue Dimension in unserem Agieren und
wird die österreichische Weltraumindustrie und -wissenschaft in eine
wesentlich bessere Position bringen", sagte Pseiner. Gemeinsam mit den 727 Mill. S, die Österreich vergangene Woche
bei der Ministerkonferenz der Europäischen Weltraumagentur (ESA) für
verschiedene Wahlprogramme gezeichnet hat, stehen in den nächsten
Jahren 827 Mill. S zur Verfügung.
Für die Vergabe des Geldes will der ASA-Chef einen "enormen
Ideenwettbewerb lostreten". Es sollen aber vor allem die bereits
identifizierten Stärken ausgebaut werden. Im industriellen Bereich
seien dies die vier Schwerpunkte: Materialien und
Materialentwicklung, Elektronik, Software-Applikationen sowie die
verschiedenen Anwendungen der Weltraumtechnik. Mit den zusätzlichen
Mitteln sei man erstmals in der Lage, "wirklich punktgenau auf die
Qualifizierungsbedürfnisse unserer Firmen einzugehen". Im
wissenschaftlichen Bereich werde es Geld nur für eine Beteiligung an
internationalen Projekten geben, rein österreichische Projekte sollen
nicht gefördert werden.
Österreich hat erstmals einen Fuß in der internationalen Raumstation ISS
Bei den ESA-Wahlprogrammen hat Österreich bei der Ministertagung
in Edinburgh eine Teilnahme an dem Programm ELIPS vereinbart und
damit erstmals einen Fuß in der internationalen Raumstation ISS. Das
Programm befasst sich mit der möglichst effektiven Nutzung der
Station, wobei bei den auf der ISS durchgeführten Forschungen
besonderer Wert auf einen möglichst großen Nutzen für die
Gesellschaft gelegt wird. Für ELIPS stehen insgesamt 2,28 Mrd. S (166
Mill. Euro) zur Verfügung, Österreich trägt dazu knapp 35 Mill. S
bei.
Österreich beteiligt sich auch am europäischen Satellitenprogramm
GALILEO, das als Europas Antwort auf das rein amerikanische Global
Positioning System (GPS) geplant ist. Es wird gemeinsam von ESA und
EU errichtet. Im Endausbau sollen rund 30 Satelliten die Erde
umkreisen und für die verschiedensten Anwendungen zur Verfügung
stehen, bei denen eine Positionsbestimmung nötig ist, etwa
Flottenmanagement oder Verkehrsleitsysteme.
Forschungen laufen schon
Die Verwirklichung von GALILEO schreitet offenbar rascher fort,
als Experten vermutet haben. Dass die ESA-Minister bei ihrer jüngsten
Sitzung dem 50-prozentigen ESA-Anteil an GALILEO bereits zugestimmt
haben, kam auch für ASA-Chef Klaus Pseiner überraschend. Nun fehlt
nur noch die Zustimmung der EU-Verkehrsminister, dann kann der Aufbau
beginnen. Die Forschungen laufen jedenfalls schon an.
Es ist geplant, dass GALILEO um 2008 in Vollbetrieb geht, bereits
2005 könnte mit drei bis fünf Satelliten ein Probebetrieb gestartet
werden, sagte Pseiner. Was Österreich beitragen wird, ist noch nicht
völlig klar, es zeichnet sich ab, dass heimische Forscher in den
Bereichen Simulation und Orbit-Kontrolle und Onboard-Software
mitmischen könnten. Gleiches gilt für Dienstleistungen, die mit dem
Positionierungssystem möglich werden.
Hoffen auf Ausbau
Die GALILEO-Beteiligung Österreichs beläuft sich auf knapp 70
Mill. S, das ist knapp ein Prozent der gesamten Finanzierung. Pseiner
hofft, dass diese Beteiligung noch ausgebaut wird, "wir hätten eine
Option auf 2,5 Prozent", sagte der ASA-Chef.
Österreich beteiligt sich weiters schwerpunktmäßig an
ESA-Erdbeobachtungsprogrammen. In diesem Bereich wurden zwei
Programme gezeichnet, eines davon ist EARTH WATCH mit einem
Gesamtvolumen von 1,61 Mrd. S und einer österreichischen Beteiligung
von 11 Mill. S. Durch EARTH WATCH entstehen Landkarten im weitesten
Sinne, etwa auch im Hinblick auf Themen wie Klimawandel, Umwelt- oder
Katastrophenschutz.
Das zweite von Österreich gezeichnete Erdbeobachtungsprogramm ist
EOEP, ein so genanntes Rahmenprogramm mit einem Gesamtbudget von
knapp 13 Mrd. S und einem Österreichanteil von 310 Mill. S. EOEP
befasst sich als Querschnittprogramm mit den verschiedensten Themen
betreffend Satelliten, so etwa mit der Entwicklung von nötigen
Instrumenten oder auch Marktentwicklungen.
Auch beim weiteren Ausbau des europäischen Raketenflaggschiffes
Ariane V wird österreichisches Know-how gefragt sein.
(APA)