Was müssen das für herrliche stressfreie Zeiten gewesen sein, als der weiße Feinripp das Dasein des maskulinen Darunter dominierte: ein Material, ein Schnitt, ein Mann. Reine Baumwolle, strenger Gummibund und handlicher Eingriff galten als das Non-plus-Ultra, mit dem man nie daneben lag. Die frühen Pubertätsjahre entschieden damals meist schon über jahrzehntelange Unterhosen-Treue. Hatte sich erst einmal ein Modell bewährt (und das war meistens eines aus der gut gemeinten Dreier-Weihnachtsgeschenkpackung), dann wurde es gnadenlos durch die verschiedensten Lebensphasen gekauft und getragen. Eine Sorge weniger, sozusagen. Heute hingegen stehen die Herren der Schöpfung mitunter recht hilflos vor dem modischen Riesenangebot, das sich vor ihnen in Sachen Unterwäsche ausbreitet. Die klassische Boxershort in hellblauem Baumwollstoff wäre vermutlich eine sichere Nummer, passt aber nicht unter die engen Jeans. Der preisgünstige Slip mit den rosa Elefanten drauf ist echt lustig, aber nur für einen selbst. Den sexy String-Tanga mit dem Leopardenmuster brauchen wir nicht einmal ignorieren. Von rein optischen Kriterien einmal abgesehen, erschwert die schier unüberschaubare Vielfalt an Materialien zusätzlich die Auswahl. Was Baumwolle - und meinetwegen auch Viskose - ist und kann, das weiß man ja mittlerweile. Aber was ist von Meryl, Elasthan, Polyamid, Tactel und erst recht "Cool Touch" zu halten? In solchen Notfällen greifen Männer ganz gerne auf altbewährte Lösungen zurück - und lassen sich ihre Unterwäsche wie gehabt von Frauen kaufen mw derStandard/rondo/23/11/01