Telekom Austria
Haselsteiner unter Zugzwang
In den nächsten zwei Wochen konkretes Übernahmeangebot, sonst droht einjährige Sperre
Wien - Der Übernahmepoker
um die Telekom Austria (TA)
wurde am Montag um ein
spannendes Element reicher:
Der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner (Bauholding
Strabag) hat sich "selber massiv unter Zugzwang gesetzt",
sagte der Kleinaktionärsschützer Wilhelm Rasinger. In
den nächsten zwei Wochen
müsste das Haselsteiner-Konsortium ein konkretes, also
preislich definiertes Übernahmeangebot für TA-Aktien
legen, ansonsten drohe ihm
eine einjährige Sperrfrist.
Konkrete Absicht
Ausgelöst hat die heikle Situation Haselsteiner selbst: In
einem Interview mit dem Wirtschaftsblatt vom Wochenende hatte er die konkrete Absicht seines Konsortiums bestätigt, 100 Prozent der TA
übernehmen zu wollen. Seither laufen die Telefone der involvierten Juristen heiß.
Der Grund: Laut Übernahmegesetz (§
21) wird eine solche Sperre verhängt, wenn
kein öffentliches Offert eines
Bieters erfolgt, obwohl derselbe Bieter "Überlegungen oder
die Absicht, ein Angebot zu
stellen oder Tatsachen herbeizuführen, die zur Stellung eines Angebots verpflichten,
bekannt gemacht hat".
Amtsgeheimnis
Die Übernahmekommission
verweigerte gegenüber dem Standard am Montag eine
rechtliche Auskunft zur Frage,
ob Haselsteiners Zeitungsinterview als "bekannt gemachte Überlegungen" gewertet werden könne. Die bei der
Börse angesiedelte Kommission berief sich eisern auf das
Amtsgeheimnis.
Rasinger weiter: "Ob Haselsteiner nur unverbindlich
drauflos geplaudert hat oder
in diese Sperrfristfalle kommt,
lässt sich aus der Distanz nicht
wirklich abschätzen. Aber er
könnte sich damit ins Knie geschossen haben."
Macht erst einmal das Gerücht eines möglichen Übernahmeangebotes für einen börsenotierten Konzern wie
die TA die Runde, schnellt in
aller Regel der Aktienkurs hinauf. Die beabsichtigte Übernahme würde für das Haselsteiner-Konsortium, dem dem
Vernehmen nach die Raiffeisengruppe und die US-Firmenkäufer Kohlberg, Kravis &
Roberts (KKR) angehören,
dann mit jedem Tag teurer.
An der TA halten ÖIAG und
Telecom Italia 47,8 beziehungsweise 29,8 Prozent, 22,4
Prozent sind im Streubesitz.
Offiziell geäußert wurde die
Verkaufsabsicht bisher nur
von den Italienern. Die Aktie
büßte am Montag 1,12 Prozent
auf 8,81 € ein. (miba, DER STANDARD, Printausgabe 20.11.2001)