Inland
Uni-Reform: Dienstrecht "einmalig und hirnverbrannt"
Personal lehnt Vollrechtsfähigkeit ab
Wien - In die falsche Richtung gehen nach Ansicht des
Zentralausschusses (ZA) für die Universitätslehrer die Entwicklungen
an den Hochschulen. Bei Umfragen an verschiedenen Unis in den
vergangenen neun Monaten hätte sich das Personal eindeutig sowohl
gegen die Eckpunkte des seit Oktober geltenden neuen Dienstrechts als
auch gegen die Vorschläge des Ministeriums zur Vollrechtsfähigkeit
ausgesprochen, betonte ZA-Vorsitzende Anneliese Legat bei einer
Pressekonferenz am Montag. Der ZA ist die gesetzlich eingerichtete
Personalvertretung aller österreichischen Hochschullehrer.
Ganz taufrisch sind die präsentierten Befragungen allerdings nicht
mehr - sie entstanden noch vor dem Beschluss der endgültigen Fassung
des neuen Dienstrechts sowie vor der Präsentation des
"Gestaltungsvorschlags" zur Vollrechtsfähigkeit der Universitäten.
Ein eindeutiges Bild ergeben sie nach Meinung des ZA dennoch: An der
Technischen Universität (TU) Wien, der Wirtschaftsuniversität (WU)
Wien, der Universität Innsbruck sowie der Universität für angewandte
Kunst in Wien sprachen sich jeweils mehr als 80 Prozent gegen das
neue Dienstrecht und die Pläne zur Vollrechtsfähigkeit der Unis aus.
"Totgeschwiegen und ignoriert"
Diese bereits mehrfach präsentierten Daten würden aber
"totgeschwiegen und ignoriert", beklagte Rony Flatscher, Vorsitzender
des Dienststellenausschusses an der WU. Scharfe Kritik übte er am
neuen "einmaligen und hirnverbrannten" Dienstrecht, das neu
eintretenden Nachwuchs-Wissenschaftern "nach vier Jahren einen Tritt
in den Hintern gebe". Jeder Personalchef einer größeren Firma würde
gekündigt, wenn er so auftrete wie die Regierung.
Hinter der geplanten Ausgliederung der Universitäten vermutet die
Juristin Legat eine "Re-Verstaatlichung". So solle offenbar eine
Betriebsstruktur entstehen, die die "akademische Selbstverwaltung
abschaffen" möchte. Probleme mit dem neuen Dienstrecht ortet sie vor
allem im Bereich der Medizin, wo es für Nachwuchs-Wissenschafter zu
hohen Einkommensverlusten komme. Ins gleiche Horn stieß auch der
Anästhesist Thomas Luger von der Uni Innsbruck. Der
Gestaltungsvorschlag des Ministeriums gehe in nur 17 Zeilen auf die
Zukunft der medizinischen Fakultäten ein. Wenn der Zeitplan für den
Beschluss der Reform eingehalten werden müsse, könnten die nötigen
Sonderbestimmungen für die Medizin fallen gelassen werden,
befürchtete Luger.
TU-Rektor sieht "auch viel Gutes"
"Auch viel Gutes" sieht hingegen TU-Rektor Peter Skalicky in der
Ausgliederung der Universitäten, allerdings seien im vom Ministerium
präsentierten Gestaltungsvorschlag tatsächlich "einige Pferdefüße
drinnen". Die Diskussion an den Unis über das Modell sieht er als
"gutes Zeichen einer akademischen Selbstverwaltung".
Ablehnung für die Vorschläge des Bildungsministeriums kommt auch
vom Bund sozialdemokratischer Akademiker (BSA). Diese würden zu einer
Beschränkung der Mitbestimmung sowie der Universitätsautonomie führen
und stattdessen eine "Ministerial-Universität" schaffen, hieß es in
einer Aussendung. (APA)