Bankexperten haben verschiedenste Konzepte ausgetüftelt. Oder eigentlich bekannte Strategien in Börseninstrumente umgewandelt. Immer geht es darum, die Aktien aus dem Index herauszufiltern, die besser als der Durchschnitt abschneiden.

Patentrezept gibt es dafür keines, aber Rückrechnungen geben zumindest nützliche Hinweise, wie sich die diversen Strategien geschlagen hätten. Garantie für die Zukunft ist das natürlich auch keine.

Kennziffern, an denen sich die Konzepte orientieren, sind Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis, PEG (Relation zwischen Gewinnwachstum und KGV) und das Momentum, das die Dynamik einer Kursbewegung misst. Es basiert auf Trendbeobachtungen, wie sie in der technischen Aktienanalyse verwendet werden.

Kursdifferenzen über einen oder mehrere Tage oder die Abweichungen verschiedener Durchschnittslinien voneinander werden in eine Skala eingetragen, aus der sich dann ein Trend und die Intensität eines Auf- oder Abschwungs, ein Momentum, ablesen lässt. Liegt die Linie über der Nullachse, spricht man von einem positiven Momentum. Je steiler sie verläuft, umso stärker ist der Schwung, je flacher, umso weniger.

Durchbricht die Linie die Nullachse nach unten, ist ein Abwärtstrend manifest. Umgesetzt werden die Konzepte zumeist in Form von Zertifikaten. Managementgebühren sind durchaus üblich. Die Dresdner Bank zum Beispiel hat ein Momentum-Zertifikat auf den EuroStoxx50-Index konstruiert. Aus dem Index werden die zehn Aktien ausgewählt, die im vorhergehenden Monat das stärkste Momentum aufwiesen.

Starke Momente

Bestätigt sich im nächsten Monat dieser Trend nicht, werden die Aktien wieder herausgenommen. Deutsche Bank und die Schweizer UBS legten Zertifikate auf, deren jährliche (Deutsche Bank) bzw. vierteljährliche (UBS) Auswahl von 15 Aktien aus dem Euro Stoxx 50 auf einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis und einem hohen erwarteten Gewinnwachstum basiert. Rückrechnungen für das EuroVisionX-Zertifikat der Deutschen Bank haben gezeigt, dass mit dieser Strategie der Index zwischen Anfang 1994 und Ende März 2001 um 63 Prozent übertroffen worden wäre. Wieder eine andere Konstruktion weist das Atlantic-Opportunity-Zertifikat der Deutschen Bank auf: Zunächst wird die Marktsituation bewertet. In einem normalen Marktumfeld werden die Gewinnerbranchen in den USA und im Euroland anhand des Momentums der Branchenindizes identifiziert und in deren Indexaktien investiert. In schlechten Börsenzeiten, die dadurch definiert werden, dass der Standard-&-Poors-Index oder der EuroStoxx 50 um mehr als 18 Prozent unter dem Höchststand der letzten 250 Börsentage liegt, wird die Anlagestrategie verändert. Achten sollte man bei allen Zertifikaten auf Laufzeit, Spesenbelastung, Ausgabeaufschlag bzw. Spread und Dividenden. (STANDARD-Mitarbeiter Nikolaus Dolenz, Der Stzandard, Printausgabe, 19.11.2001)