Wien - Gut zwei Monate nach den Terrorattacken von New York und Washington bremst die Angst vor neuen Anschlägen immer noch die Lust auf Reisen in die USA und in den Nahen Osten. "Wir haben rund zehn Millionen Schilling Umsatzverlust allein im USA-Geschäft zu verkraften", sagte Peter Huber, Marketingverantwortlicher der FTI Touristik, dem Standard. "Noch ein Terroranschlag wäre eine katastrophe für die Branche." FTI Touristik gehört zur britischen Airtours und ist in Österreich Eigenangaben zufolge Marktführer bei USA-Urlauben. Durch Forcierung anderer Reiseziele wie die Karibik, die Kanaren und Australien versucht man die Ausfälle im USA-Geschäft zumindest teilweise zu kompensieren. Fast vollständiger Buchungsausfall bei Optimundus Schlechter geht es Reiseveranstaltern, die kein zweites oder drittes Standbein neben dem USA-Geschäft haben. Bei der zur Raiffeisen Reisewelt gehörenden Optimundus war man im September und Oktober mit einem fast vollständigen Buchungsausfall konfrontiert. "Wir haben das Glück, dass der Eigenveranstaltungsbereich von Optimundus weniger als zehn Prozent vom Gesamtgeschäft der Reisebüro-Gruppe ausmacht", sagte Fritz König, Geschäftsführer der Raiffeisen Reisewelt. Ausfälle von rund 35 Prozent hatte die auf Marathon- Veranstaltungen spezialisierte P + R Reisen GmbH heuer beim New-York-Marathon zu verkraften. "Viele Kunden, die bereits gebucht hatten, haben angerufen und gesagt, sie wollten nicht mehr fliegen, weil sie selbst Angst hätten oder weil ihre Kinder dies nicht mehr zuließen", sagte die Geschäftsführerin dieses Wiener Spezialreiseveranstalters, Nora Kollreider. Unter den Auswirkungen der Terrorattacken zu leiden habt auch die AUA, die auf den US-Relationen Einbrüche von bis zu 30 Prozent verkraften musste. Ziele im nahen Osten wurden um 25 bis 30 Prozent weniger nachgefragt. Zahlreiche Flüge wurden daraufhin gestrichen. Buchungsrückgänge im zweistelligen Prozentbereich gibt es in der Stadthotellerie. "Wir haben nach den Ereignissen vom 11. September etwa 20 Prozent der Belegung verloren", sagte Claudia Wittmann vom Hotel Hilton in Wien. Staatsoper leidet auch Auch für die Staatsoper in Wien sieht die Welt seit dem 11. September anders aus. "50 der 750 Karten, die wir in der ersten und zweiten Preiskategorie zu vergeben haben, bekommen wir seither nur mehr sehr schwer los. Es sind Gäste aus den USA und vor allem Japaner, die uns fehlen", sagte der kaufmännische Geschäftsführer der Staatsoper, Thomas Platzer. Verschärft werde die Situation noch durch den Umstand, dass mit dem Konkurs der Swissair nun auch Opernbesucher aus der Schweiz ausblieben. Die Schweizer hätten mit Vorliebe teurere Sitzplätze gekauft. Platzer: "Manche teuren Tickets müssen wir jetzt billiger hergeben." (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 17.11.2001)