Wien - Hoffnung für Patienten, deren schwere chronische Depressionen auf keinem anderen Weg wesentlich gemildert werden können: die Implantierung eines "Schrittmachers", der mit seinen elektrischen Impulsen den ins Gehirn führenden Vagus-Nerv stimuliert. "Man hat die Methode zunächst zur Behandlung der Epilepsie eingesetzt. Bei einem unserer depressiven Patienten wurde erstmals im vergangenen Frühjahr ein solcher Eingriff vorgenommen. Es zeigt sich eine Besserung", berichtete jetzt Univ.-Prof. Dr. Siegfried Kasper, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Psychiatrie am Wiener AKH. Die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen wurden bei der 3. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (GGPB) vorgestellt. Dazu gehören neue Medikamente und auch sozusagen "mechanische" Therapien: beispielsweise die "Schrittmacher". Die kleinen Geräte werden in der Schultergegend eingesetzt, die Elektrode wird von den Neurochirurgen rund um den Vagus-Nerv gelegt. Dieser Nerv wird stimuliert und mildert depressive Zustände. Neuropeptiden zur Behandlung von Depressionen Kasper: "Es gibt hier auch sonst einige Neuigkeiten. So werden derzeit klinische Untersuchungen zur Wirksamkeit von Neuropeptiden zur Behandlung von Depressionen durchgeführt. Das sind beispielsweise Pentapeptide. Das erste Mal könnte es damit möglich werden, dass man die Patienten nur über einen Zeitraum von rund zehn Tagen behandelt und die Depression dann behoben ist. Das ist fast wie ein 'Antibiotikum'." Alle derzeit vorhandenen Antidepressiva - auch die modernsten und am besten wirksamen - müssen über lange Zeiten hinweg geschluckt werden. Mit diesen "biologischen" Substanzen wollen die Ärzte in der Therapie der Depressionen tiefer gehen als mit den herkömmlichen Medikamenten, die beispielsweise die Konzentration des Nervenbotenstoffs Serotonin erhöhen. Diese Wirkstoffe entfalten ihren Effekt an den Rezeptoren der Nervenzellen, die Neuropeptide hingegen sollen fehlgeleitete Mechanismen in den Zellen selbst beeinflussen. Behandlung der Schizophrenie Zur Behandlung der Schizophrenie wird es in Zukunft ebenfalls neue Medikamente geben. "Ziprasidon" (Pfizer) beispielsweise soll eine ähnlich gute Wirkung wie die so genannten atypischen Neuroleptika haben, jedoch nicht zu der sonst häufig bei Behandelten beobachteten Gewichtszunahme führen. Kasper: "Außerdem scheint dieses Medikament eine bessere Wirkung gegen die depressiven Symptome von Schizophrenen zu haben." "Mechanistisch" ist auch die "repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) zur Therapie schwerer Depressionen. Kasper: "Ich und mein damaliges Team an der Universitätsklinik in Bonn haben das erstmals im Jahr 1990 untersucht." Das Prinzip: Durch das Anlegen eines Magnetfeldes an bestimmten Regionen des Schädels kommt es zur Auslösung von Strömen im Gehirn, etwa bis drei Zentimeter unter der Schädeloberfläche. Dadurch wird ein ähnlicher Effekt wie bei der alten Elektrokrampftherapie (Elektroschock) erzielt. Doch im Gegensatz zur Elektrokrampf-Behandlung spürt der Patient nichts davon und muss auch nicht narkotisiert werden. Auch dieses Verfahren ist vor Betroffene geeignet, deren krankhafte "Melancholie" sonst nicht in den Griff zu bekommen ist. (APA)