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foto: reuters/mcnamee
"Normalerweise lädt man sich nur einen guten Freund nach Hause ein und das ist hier eindeutig der Fall", erklärte US-Präsident George W. Bush in einer Tischrede auf seinen Freund, den russischen Premier Wladimir Putin, und dessen Frau Ludmila, auf seiner Ranch in Crawford, Texas. Auch Putin bemerkte, dies sei das erste Mal, dass er das Heim eines Staatschefs besucht habe. Dem Texaner Bush war es auch wichtig, dass Putin "den besten aller 50 Staaten" kennen lernt. Und dankte dem russischen Staatschef, der während eines Regengusses auf der Ranch angekommen war: "Ich bin begeistert, dass er hier ist. Es gibt kein besseres Geschenk als Regen." Das Abendessen, bestehend aus Guacamole-Salat, auf Mesquite-Holz gegrillten Pfeffersteaks und der im Süden oft üblichen Nachspeise Pecan Pie wurde musikalisch von der "Ranch Hands Band" (etwa: die Band der Farmarbeiter) begleitet. Reporter waren schon vorher gewarnt worden, dass Spirituosen in dem kleinen Crawford wahrscheinlich nicht erhältlich seien - der ehemalige Alkoholiker Bush trinkt gar nichts, Putin nur sehr wenig. Dienstag hatten sich die beiden Staatschef in erster Linie mit der Zukunft von Afghanistan und dem Abbau von Atomwaffen auseinander gesetzt. Mittwoch ging es um Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten und die Bemühungen Russlands, der WTO (World Trade Organisation) beizutreten. Der einzige Stolperstein zwischen den Busenfreunden Bush und Putin scheint jedoch noch immer das umstrittene ABM-Abkommen - bisher scheint keine Einigung in Sicht. "Der Präsident glaubt, dass es einige positive Entwicklungen an dieser Front gibt", erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Putin, der Gerüchten zufolge vor dem Besuch extra Englischstunden genommen haben soll, beendete Donnerstag den dreitägigen Gipfel mit einem Besuch einer Highschool in dem kleinen Ort Crawford, dessen Bevölkerung von 500 Personen durch insgesamt etwa 700 Reporter aus aller Welt mehr als verdoppelt wurde. Donnerstagnachmittag besuchte Putin vor seiner Abreise den "Ground Zero" in New York. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 16.11.2001)