Wien - So wie in Südamerika Brasilien hat auf europäischer Ebene auch Deutschland am Mittwoch im letzten Moment noch das Ticket zur Fußball-WM 2002 gelöst. Damit ist in beiden Fällen das Undenkbare ausgeblieben, die beiden Nationalteams mit gemeinsam sieben WM-Titeln sind auch in Asien vertreten. Nachdem das DFB-Team im entscheidenden Moment im Dortmunder Westfalenstadion die Nerven behalten und die Ukraine mit 4:1 besiegt hatte, war die Erleichterung in Fußball-Deutschland immens groß. "Sensationelle Arbeit" "Es war nicht so einfach, mit einer solchen Drucksituation umzugehen. Wie die Mannschaft in den letzten acht, neun Tagen gearbeitet hat, war sensationell. Genauso wie die Unterstützung durch die Fans", meinte Teamchef Rudi Völler. "Wir sind alle happy. Es ist eine enorme Last von uns gefallen", kommentierte Michael Ballack, mit drei Treffern und überzeugenden Leistungen wertvollster Deutscher in den beiden Play-Off-Spielen, den Erfolg über die Ukrainer. "Gratuliere Jungs!" Auch Rapids Teamchef Lothar Matthäus, Deutschlands Rekord-Teamspieler, meldete sich nach geschaffter Arbeit zu Wort: "Gratuliere Rudi. Gratuliere Jungs! Das war die richtige Antwort. Ich habe nie ernsthaft daran gezweifelt, dass wir uns nicht qualifizieren. Jetzt kann Rudi bis zur WM in Ruhe an seiner Mannschaft feilen." Dem ZDF bescherte das Spiel gegen Schewtschenko & Co. eine Rekordquote. Durchschnittlich 17,87 Millionen Zuschauer (Marktanteil 52,6 Prozent) verfolgten die Begegnung und machten diese zur erfolgreichsten TV-Sendung des Jahres. "Jungs, wir knutschen euch!" Wie groß der Druck für die deutschen Teamspieler gewesen ist, beschrieb Ex-Rapidler Carsten Jancker: "Bei der Fahrt ins Stadion habe ich im Bus gegenüber von Oliver Kahn gesessen und wir haben gesagt: Ein Champions-League-Finale ist nicht so ein Tag. Wir hatten heute viel mehr zu verlieren." So gewann man aber das Vertrauen der Fans und vor allem der Medien wieder zurück. "Rudi, Rudi, rallala! 4:1 - Jungs, wir knutschen euch!", feierte etwa die "Bild"-Zeitung die Qualifikation mit Umwegen. Slowenien schafft die Sensation In Slowenien empfingen 15.000 Fans auf dem Flughafen Laibach um ein Uhr nachts ihre Helden ebenfalls mit "Rudi, Rudi"-Schlachtrufen. Gemeint war damit Mladen "Rudi" Rudonja, der in Bukarest den 1:0-Führungstreffer und somit sein erstes Teamtor beim 53. Einsatz erzielte. Der Zwei-Millionen-Staat schaffte durch das 1:1 in Rumänien (Hinspiel 2:1) nach der Teilnahme an der EM 2000 nun die nächste Sensation, die den Nationalhelden am Donnerstag ein Treffen mit Staatspräsident Milan Kucan einbrachte. Belgien, die Sechste "Wir sind einzigartig in der Welt", posaunte die belgische Tageszeitung "Vers L'Avenir". Mit Recht, denn als erste Nation qualifizierte sich Belgien zum sechsten Mal hintereinander, ohne dabei als Ausrichter oder Titelverteidiger automatisch qualifiziert zu sein. Änderungen in der Ukraine Für Waleri Lobanowski, Teamchef der Ukraine, könnte die Niederlage das letzte Spiel als Nationaltrainer gewesen sein. "Es wird Änderungen im Betreuerstab und in der Mannschaft geben", erklärte Verbandspräsident Hrigory Surkis. Schon vor den Playoff-Spielen hatte er erklärt, dass der künftige Teamchef nicht zwei Jobs gleichzeitig machen kann. Lobanowski ist nicht nur seit 1999 Teamchef, sondern seit Jahren Trainer von Dynamo Kiew. (APA/dpa/Reuters)
  • Rumänien - Slowenien 1:1 (0:0)
    Bukarest, 24.500. Tore: Contra (65.) bzw. Rudonja (56.) Hinspiel 1:2 - Slowenien mit 3:2 für WM qualifiziert

  • Deutschland - Ukraine 4:1 (3:0)
    Dortmund, 52.400. Tore: Ballack (4., 51.), Neuville (11.), Rehmer (15.) bzw. Schewtschenko (90.) Hinspiel 1:1 - Deutschland mit 5:2 qualifiziert

  • Tschechien - Belgien 0:1 (0:0)
    Prag, 19.000. Tor: Wilmots (86./Elfer). Gelb-Rote Karten: Nedved, Baros (jeweils 88., beide Tschechien) Hinspiel 0:1 - Belgien mit 2:0 qualifiziert