"I came home

as drunk as drunk can be,
And I saw a shiny spacer-bike where my old bike should be." Diese Vision steht am Beginn einer irischen Volksweise. Diese und ähnliche Visionen sollten auf der Bike 2001 zwischen 7. und 11. November auf dem Wiener Messegelände einer (wenn auch nur kurzen) Materialisierung zugeführt werden.

foto: derstandard.at

Und es ging in die Vollen.

Diese Honda X-11 gewandet sich in ein vollkommen überwuzeltes Streetfighter-Outfit. Das Datenblatt dieses Monsters ist mindestens so lang wie der Quellcode von Windows XP. Da stehen z.B. 191 PS auf der Haben-Seite...

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OHNE NOS, versteht sich.

Mit NOS, dem auf Lachgas-Einspritzung basierenden Power-Flash für alles, was Kolbenringe hat, kommt das Gerät auf 281 PS. Aber das ist etwas für Theoretiker: Allein die Optik des aufgepfropften Flascherls spricht beredt von Kraft und Zuversicht.

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Kraft und Zuversicht

könnte auch so etwas wie das Motto der "Runzelrocker" sein. Die Fahrgemeinschaft aus dem niederösterreichischen Willendorf hat sich dem Motto "Cruisen statt Pressen" verschrieben.

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Und so cruisten

"Oberrunzelrocker" Engelbert Zeitler (links) und seine Kollegen durch die Hallen: Untertourig, aber immer ein Ziel vor Augen.

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Der Weg ist bekanntlich das Ziel

und hört auf den Namen "Tour". Diese will wohlorganisiert werden. Gute Biker-Hotels zeichnen sich mittlerweile nicht nur durch eine wohlsortierte "Country-Road-take-me-Home-Jukebox" aus. Hier wird ALLES für den anspruchsvollen Biker gemacht. Nur in die Kluft muss er sich noch selbst zwängen.

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Solidarität

ist der Königsweg für Franz und Klaus. Franz hat ein Bikerhotel im Südtiroler Eggental, Klaus eines im bundesdeutschen Oberwolfach. Gemeinsam mit anderen Hoteliers in Österreich und Luxemburg haben sie sich zu einer kleinen Bike-Hotel-Kette zusammengeschlossen.

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"Sonst kannst dir das alles gar nicht leisten",

sagt Franz, dessen angegraute Federn deutlich signalisieren, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Er und seine Kollegen setzen auf Service: Trockenräume, Stiefelkeller, Motorrad-Plätze und ...

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Aber zurück zu den Bikes.

Genauer zu EINEM Bike. Die Moto Guzzi 1100 Super Twin funktelte im Blitzlichtgewitter nicht nur böse vor sich hin, nein, sie ließ ausgewachsene Männer...

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...zweifeln, schier VERzweifeln.

"Gib da die Bremsscheibn", stöhnte nicht nur einer auf. Andere verharrten in Ehrfurcht und versuchten das Unfassbare in ihr bisheriges Dasein einzuordnen.

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Entspannung

versprach da ein Besuch in der nostalgischen Ecke. Beim britischen Motorrad-Traditionalisten"Royal Enfield" etwa. Obwohl auch hier Exotisches aufgefahren wurde.

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Der Blick für´s Wesentliche herunter vom Wesentlichen.

In diesem Fall von einer Enfield mit dem schönen Namen "Woodmaster". Nix GPX/1500, ZFR 1200 F, XPC DualTwin X-tacy, ...

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Triumph

setzt auf Retro und offeriert mit der "Bonneville" folgenden Tagtraum: Spätsommerabend. Mit übergestülptem Union-Jack-Deckel auf einer lauschigen Strecke zwischen London und Brighton. Im Windschatten verwirbeln Glück und Zufriedenheit. CUT!!!

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Vergangenheit heißt Vergangenheitsbewältigung.

Durften Sie jemals eine Vespa Ihr eigen nennen? Haben Sie neben dem Verbau von überteuertem Plunder auch Stunden, Tage, Wochen vor einem vollkommen zerrissenen Motorblock verbracht? Sie wissen, was ein kapitaler Verreiber kostet und Sie kennen die Schmach, vor einem Dorfpolizisten wegen Hubraumüberschreitung ihr Nummerntaferl herunterkletzeln zu müssen? Dann wissen Sie, dass DAS nichts mit Nostalgie zu tun hat.

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Bei Moto-Molotow

sieht die Welt wieder ganz anders aus. Hans Lang importiert russische Motorräder. Das klingt exotisch, hat aber handfeste Gründe: "Als mein Sohn auf die Welt kam, wollte ich das Motorradfahren einfach nicht aufgeben. Also wollte ich mir eine Beiwagenmaschine kaufen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen." Nach langem Suchen wurde der Kärntner im tiefsten Sibirien fündig.

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"Die ersten Erfahrungen waren furchtbar."

Lang schmunzelt, wenn er das sagt. Und wirft einen Seitenblick auf seine "Ural". Wahre Liebe zerbricht eben nicht an einem schnöden Motorschaden. Mittlerweile verkauft er 30 bis 40 Stück dieser Beiwagen-Kolosse.

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Eine tiefe Bindung,

die weit über den Verkauf von Motorrädern hinaus geht. Im sibirischen Irbit, der Wiege des russischen Kult-Geräts, ist Lang nicht nur als Händler, sondern auch als Spendensammler für hilfsbedürftige Kinder bekannt. Im Kleinen entsteht manchmal auch Großes.

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Ähnlich aber doch anders hat das KTM gemacht.

Die Mattighofner schrammten noch vor wenigen Jahren am Konkurs vorbei. Nach einem kräftigen Relaunch sind sie im Enduro-Segment State-of-the-Art. Design (Duke!) und Leistung (Fünffach-Sieg bei der Rally Paris-Dakar 2001) stimmen. Damit dem so bleibt, wurde bei KTM auf der "Bike" breit gefächtert.

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Da war was für die Großen,

wie etwa die KTM LC8 von Rally-Werkfahrer Fabrizio Meoni, die 2003 eine zivile Ausführung erfahren soll, und etwas für ...

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... die Kleinen.

"Just for her" waren diese Klein-Enduros aber sicher nicht, denn ...

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Nicht ganz grün

ist auf alle Fälle die "Motorrad Aktionsgruppe Austria" mit der hiesigen Gesetzeslage. Die "MAG" macht sich für die Interessen heimischer Biker stark. "Und da kannst die Politiker und die Verkehrsclubs vergessen", sprudelt es aus Thomas Schirnhofer, einem der "MAG-Spitzen", heraus. Die Initiative kämpft etwa gegen Sperre von Biker-Strecken, das Parkverbot auf Gehsteigen oder die Gefährdung durch Leitplankensteher. Die Aktivisten sind zäh. Und merke: Auf Öko-Themen darf man Schirnhofer (rechts) nicht ansprechen. Auf solche Themen hat er quasi...

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Werner Ully hat hingegen immer Bock.

Bock auf Böcke, sozusagen. Werner hat eine Honda Magna in der Garage und ist Biker aus Leidenschaft. Für´s Foto-Shooting wollte er unbedingt auf eine Ducati 998 R. "Mei Traum-Motorradl, oba schau amol auf den Preis". Wir schauen und verstehen. Werner redet über Motorräder wie ein Wasserfall, Werners Augen leuchten, Werner ist ...

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... Polizist.

Und in dieser Funktion ist er Mitglied der "Blue Knights Austria". Nach den Aufnahmekritierien befragt, feuert Werner ein Substantiv ab, das man sich merken sollte: "Festnahmerecht". Alle Beamten mit eben diesem dürfen den "Blue Knights" beitreten. Ziel ist a) eine Verbesserung des Klimas zwischen Bikern und Polizei und b) karitiative Hilfe, wo man sie braucht. 14.000 Mitglieder zählt der Verein weltweit. Werner arbeitet in Neuberg an der Mürz. Dort bewacht er das Feriendomizil unseres Herrn Bundespräsidenten. "Dort wor er sogar auf Flitterwochen." Und schmunzelnd fügt Werner hinzu. "Mit seiner Neuen."

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Leopold Maschek dürfte das egal sein.

Der Pensionist ist laut Eigenaussage Österreichs ältester Harley-Davidson-Fahrer. Der Wiener fährt seit acht Jahren auf die US-amerikanischen Kult-Bikes ab. Damals stellte er sich eine "Heritage Softtail" in die Garage. "Vorher hob i koa Göd füa de Maschin ghobt." Dann legte er 360.000 Schilling ab. Nun hat Maschek das passende Vehikel zur Lebenseinstellung. Auf seiner Visitenkarte steht seitdem "Biker" als Berufsbezeichnung. Und das Verbindungszeichen der "Hells Angels". So lässt sich´s natürlich lässig thronen.

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Generell wurde viel herumgesessen.

Inflationäres Probesitzen + Gasgriffdrehen + Cool dreinschauen war angesagt. Das Abfotografieren des Gesamtpakets war dementsprechend wichtig.

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...manchmal haben sich zwei gefunden.

("Des is a Sieetz". Ahhhh! Unglaublich.")

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Andere waren nicht so ganz zufrieden.

Frau Andrea etwa. Sie verkauft Kleinteiliges. Alles, was ein Biker so zum Überleben braucht. Aufnäher, T-Shirts, Buttons, Feuerzeuge und, ja auch Messer. Das Geschäft auf der "Bike" scheint nicht wirklich zu laufen. "Aber das ist ja auch kein Wunder, bei den Eintrittspreisen. Da kaufen sich die Leute nur mehr eine Kleinigkeit." Harley-T-Shirts gingen immer gut, sagt Frau Andrea. Über Gürtelschnallen hat sie nichts gesagt.

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Die Beiwagenmaschine

des Weltmeister-Gespanns Klaffenböck/Parzer...

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... ein Typ ...

der von seinem Mini-Bike nicht einmal zum Pinkeln abstieg ...

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... und RAHMENPROGRAMM.

Da war zum Beispiel eine Sängerin aus Japan, die mit ihrer Quietschestimme vehement deutschen Betroffenheits-Pop in Ami-Rock umzudefinieren suchte. Sie sang genau für EINEN Unverwegenen.

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Ja, und jetzt haben wir eine Schieflage.

Da war noch etwas Anderes, etwas eher Anrüchiges und definitiv in die ausschließliche Befriedigung maskuliner Primärinstinkte Ausuferndes. Sagen wir mal, es geht um Frauen, die sich in einem Käfig räkeln und Männer, die davor stehen und glotzen und fotografieren. "Bewegt" hat auch fotografiert. Es gibt für "Bewegt" nun zwei Perspektiven: Entweder ...

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... SMASH!

Die Kolleginnen von dieStandard.at werden "Bewegt" nach Arettierung des nun Folgenden nicht nur eine, nicht zwei, nein sie werden diesem kleinen, feinen Ressort einen Lkw voll Zitronen verpassen. Und das ZURECHT. Aber es gibt noch so etwas wie anwaltschaftlichen Journalismus. Es geht um die ganze Wahrheit. Also geneigte UserInnen, versammeln Sie in Ihrem Innersten noch einmal das Gute und Schöne in dieser Welt. Zur Orientierung: Es geht um Airbrush. Und nun geben Sie sich bitte ...

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... und nicht zu vergessen DAS.

Die "Bike 2001" - Es war für jeden etwas dabei. (kommunikaze)

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