Islamabad - Nach dem Fall der afghanischen Hauptstadt sind am Dienstagmorgen der Verteidigungsminister und der Außenminister der siegreichen Nordallianz in Kabul eingetroffen. General Mohammad Fahim und Abdullah Abdullah hielten Einzug in die Stadt, obwohl ihre Verbündeten, die USA, verlangt haben, nach der Vertreibung der Taliban-Regierung von einer Besetzung abzusehen. Den Ministern in ihrem schwarzen Landcruiser folgte eine Abteilung Militärpolizei in dunkelgrünen Uniformen und mit Gewehren bewaffnet. Dann kamen hunderte von Soldaten in Tarnanzügen. Sie führten Granatwerfer und Sturmgewehre mit. Ein Kommandeur der Truppen der oppositionellen Nordallianz hatte am Dienstag angekündigt, dass er mit seinen Soldaten in die Hauptstadt Kabul einmarschieren werde, um die Sicherheit in der Stadt aufrecht zu erhalten. In der Nacht hatte die regierende Taliban-Bewegung die Stadt Augenzeugen zufolge auf der Flucht vor der vorrückenden Nordallianz geräumt. 2.000 Mann sollen für Sicherheit sorgen Die Kommandeure der afghanischen Nordallianz planen nach eigenen Angaben, lediglich eine 1.000 bis 2.000 Mann starke "Polizeitruppe" nach Kabul zu schicken, die Hauptstreitmacht dagegen nicht in die Hauptstadt einrücken zu lassen. "Die USA haben uns unter pakistanischem Druck aufgefordert, nicht nach Kabul zu gehen, aber wir müssen es tun, weil wir kein Vakuum zulassen können", erklärte ein Sprecher der Nordallianz am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in Kuala Lumpur. "Unsere Kräfte werden einmarschieren, aber nicht die militärischen Kräfte", erklärte der Nordallianz-Sprecher. "Die Sicherheitskräfte werden nach Kabul gehen, weil sie dort für Sicherheit sorgen müssen", sagte Abdul Sattar Murad am Rande eines Seminars über politische Gewalt und Terrorismus in der malaysischen Hauptstadt. Taliban bestätigen Einnahme Kabuls Die Taliban haben indessen die teilweise Einnahme Kabuls durch die Nordallianz bestätigt. "Kabul ist nicht vollständig gefallen, es gibt noch Widerstände in der Stadt", sagte Asisurrahman, ein Vertreter des "Außenministeriums" der Taliban, am Dienstag dem Fernsehsender Al Jazeera in Doha. Die den Taliban nahestehende Nachrichtenagentur AIP berichtete dagegen, die Truppen der Nordallianz hätten die "vollständige" Kontrolle über Kabul übernommen. Kämpfer der Opposition würden durch die Hauptstadt patrouillieren, es gebe keine Widerstände gegen die oppositionellen Truppen, die Lage sei ruhig. Nordallianz erobert westafghanische Provinz Nimruz Die Nordallianz hat am Dienstag die strategisch wichtige südwestafghanische Provinz Nimruz an der Grenze zum Iran eingenommen. Das berichtet der US-Fernsehsender CNN. Ein Korrespondent aus der Taliban-Hochburg Kandahar vertrat die Einschätzung, dass auch die Stadt Fahrah bald fallen werde. Zwischen den von der Nordallianz eroberten Gebieten und Kandahar liegen nur noch einige Provinzen, darunter Nimruz. Eine unabhängige Bestätigung für die Einnahme von Nimruz lag vorerst nicht vor. (APA/Reuters)