Frauenchancen durch neue Medien In Amerika und Deutschlang zeigte sich schon vor vier Jahren eine ziemliche Tendenz, dass private Medien weniger zahlen und dass hier auch mehr Frauen engagiert waren, während in den gut dotierten Sesseln der öffentlich-rechtlichen Sender sich weiterhin die Männer breit machen. Online zu arbeiten ist eine besonders spannende Geschichte. Trotz wachsender UserInnenzahlen wächst das Angebot und damit die Konkurrenz. Onlinemedien sind arme Medien, die armen Aschenputtel, die oft nur in Symbiose mit einem anderen klassischen Medium – Print, TV - überleben können. Die Werbung findet nur langsam den Weg ins Netz, obwohl sie spottbillig ist. Die Perspektiven sind nicht gerade rosig. Zum Beispiel sollen Onlinemedien im Jahr 2005 nur 2 Prozent des gesamten Werbekuchens in Österreich ergattern können. Die Aussichten, für gute Contents Geld zu kassieren und damit finanziell überleben zu können, stehen auch nicht gut. Wer schon will für etwas zahlen, das bisher gratis war? Also wursteln Online-Medien dahin, mit vielen freien MitarbeiterInnen und Stundenlöhnen zwischen 150 und 220 ATS. Wer pauschaliert ist, hat schon eine super Karriere gemacht. Die Ansprüche an Online-JournalistInnen sind enorm: schnell reagieren, toll recherchieren, ständig ändern und aktualisieren, die Technik locker handeln können, nervenstark bleiben und daneben auch noch kreativ und offen sein für alle neuen Spleens. Und das alles ohne Ausbildung! Konklusio: diese Medien bieten Chancen, sind aber keine rettenden Engel. Anderseits haben diese Medien flache, flexible Strukturen und sind nicht so einzementiert und starr wie die herkömmlichen Medien mit ihren undurchsichtigen Strukturen. So gibt es eine bessere Chance auch für Frauen, näher an Entscheidungen zu sein und zeigen zu können, was sie objektiv gesehen drauf haben. Wenn rationale Kriterien eine Rolle spielen und nicht blinde Vorurteile und die Frauen ihre Meriten nicht verstecken, sehe ich für Frauen hier eine faire Chance für journalitisch-mediale Karrieren. Es ist eine Einstiegsmöglichkeit in den Journalismus, aber auch in besser bezahlte PR-Jobs. Schwierigkeiten durch Männervorrechte Journalismus ist im Prinzip ein familienfeindlicher Beruf (zumindest die tagesaktuellen Medien) und auch neue Medien bringen nicht automatisch eine Erleichterung. Alles was hilft, eine kinderfreundliche Gesellschaft zu schaffen – vor allem qualitativ gute und flexible Kindereinrichtungen – hilft auch den Medienfrauen. Vorabbedingung ist auf alle Fälle ein faires Rekruting: bei der Auswahl von Führungskräften müssen Frauen grundsätzlich die gleichen Chancen haben wie Männer und nicht von vorne herein links liegen gelassen werden. Frauen kriegen oft einfach keine Chance bzw. sind nicht gewohnt, sich vorzudrängen. Im redaktionellen Bereich sind manche Ressorts noch absolut in Männerhand. Frauen sind nicht gewohnt, sich selbst zu verkaufen. Weder sich noch ihre Geschichten. Eigenmarketing ist absolut notwendig, aber noch wichtiger wäre der "organisierte Applaus", so wie ihn Elisabeth Horwarth in ihrem Buch Männerseilschaften herausgearbeitet hat. Und wichtig heirbei ist es auch, dass wir Frauen lernen müssen, mit Unsicherheit umzugehen und uns vor allem ein entspanntes Verhältnis zu eigenen Fehlern antrainieren. Frauenzeitschriften Frauenzeitschriften müssen kommerziell überleben können, denn auf Subventionen ist auf Dauer kein Verlass. Öffentliche Hände sparen, und es gibt auch immer weniger Firmen und Institutionen, die sponsern - und selbst dann braucht es einen finanziell darstellbaren Grund, verlangen also Gegenleistungen. Denkbar ist ein Mix: damit sich eine Zeitschrift leisten kann, Unlukratives zu tun, muss sie Lukratives durch andere Teile ihres Mediums hereinspielen. Frauennetzwerke Netzwerk gibt eine Basis ab, von der aus Frau operieren kann. Männer haben da einen Jahrhunderte alten Vorsprung, beherrschen das konkrete Zusammenspiel viel besser und bis in die letzte Raffinesse. Durch Netzwerke lernen wir Frauen uns einfach einmal kennen, und das ist die Mindestvoraussetzung für ein echtes und konkretes Zusammenspiel. Also keine hinreichende, aber eine notwendige Voraussetzung fürs Zusammenhalten. Ausbildung Gebildet sind wir Frauen meist ohnehin sehr gut und teilweise auch besser als Männer. Sonst würden wir uns ja die Aufgaben gar nicht zutrauen. Wir sollten mehr Zeit in Eigenwerbung, Machtstrategien und in den gekonnten Umgang mit Unsicherheiten investieren. Nischen oder Verschwinden? Special Interest gibt es für alles mögliche, warum nicht für Frauen? Nur frau sein allein in kein Programm (Dohnal). Also kommt es darauf an, auf welchen Kreis von NutzerInnen das Medium abstellt, um kommerziell überleben zu können. Aber dabei ist aufzupassen, dass Frauen dadurch nicht in den Hauptmediuen zu kurz kommen. Frauen wollen sich wiederfinden in den Zeitungen, sonst kaufen sie die Produkte nicht. Also sollen wir Medienfrauen – aber auch die Medienmänner - über Frauen schreiben, ihre wissenschaftliche Expertise suchen. Und damit wird eine Zeitung bunter, interessanter, vielfältiger. Ausserdem zeigt ein nüchterner Blick auf die Bevölkerungsentwicklung: mehr Frauen, die immer gebildeter sind - sie sind Zukunftspotential für die Medien, ein ausgesprochener Wachstumsmarkt. Also bleibt es auch eine Frage ökonomisch-strategischer Überlegungen. (Lydia Ninz)