Moskau - Der von Terroristenführer Osama bin Laden angedeutete Einsatz von
nuklearen Waffen ist vom russischen Präsidenten Wladimir Putin als "wenig
wahrscheinlich" eingestuft worden. "Aber man sollte die Drohung trotzdem nicht
ignorieren", sagte Putin in einem Interview mit Vertretern amerikanischer Medien, das
am Sonntag auszugsweise in Moskau veröffentlicht wurde. "Ich würde die Gefahr nicht
überbewerten, aber sie unterzubewerten wäre auch falsch - schließlich hat er gute
Beziehungen zu gewissen Kreisen in Pakistan, das eine Atommacht ist."
Sollte Bin Laden dennoch über Massenvernichtungswaffen verfügen, so stammten
diese nach Putins Meinung "sicherlich nicht aus sowjetischer oder russischer
Produktion". "Und davon bin ich absolut überzeugt", sagte er.
Auch Russland sei schon mit "ähnlichen Bedrohungen" während des
Tschetschenien-Feldzuges im Kaukasus konfrontiert worden. "In der Regel aber
werden solche Drohungen laut, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu
versetzen und um die politische Führung zu beeinflussen." Doch seien die Rebellen
im Kaukasus nicht in der Lage gewesen, mit ihren "hausgemachten Mitteln" ernsthaft
die Umwelt zu bedrohen. "Und ich denke, dass sich dieser Mensch (Bin Laden) wenig
von seinen Schülern (in Tschetschenien) unterscheidet." (APA)