San Francisco/Grants Pass - Ken Kesey, der Autor des Romans "Einer flog über das Kuckucksnest" und Pionier der Hippie- und LSD-Bewegung, verstarb am Samstag 66-jährig an den Folgen eines Leberkrebses in einem Krankenhaus in Eugene (Oregon). Zuvor hatten ihm die Ärzte bereits 40 Prozent seiner Leber entfernt. Kesey litt auch an Diabetes, 1997 erlitt er einen Schlaganfall. "In ihm steckte viel von einem Abenteurer, eine Unwilligkeit, konventionelle Antworten auf eine Menge tiefgehender Fragen zu akzeptieren", sagte einst der Schriftsteller Larry McMurtry über ihn. 1962 feierte Kesey mit seinem Bestseller-Roman "Einer flog über das Kuckucksnest" ein sensationelles literarisches Debüt. Das Buch wurde 1974 von Regisseur Milos Forman mit Jack Nickolson in der Hauptrolle verfilmt und gewann vier Oscar-Trophäen. Kesey, der nach eigenen Angaben den Film nie gesehen hat, verklagte die Produzenten, weil sie seine Hauptfigur, einen schizophrenen Indianer, in eine Nebenrolle verwandelt hatten. Sein zweites Buch, "Sometimes a Great Notion" (1964), trug ihm beträchtlichen litararischen Ruhm und Vergleiche mit Joseph Heller und Philip Roth ein. Da war Kesey schon Gründer der Hippie-Kommune "Perry Lane", später spielte er ausgiebig mit den Grateful Dead. Mit Freunden, wie Tom Wolfe und Neil Cassady, ging er unter dem Namen "Merry Pranksters" 1964 auf die legendäre Drogen-Hippie-Bustour quer durch die USA. Der Bus hieß "Furthur", das von Tom Wolfe herausdestillierte Buch "The Electric Kool-Aid Acid Test". "Berühmt zu sein ist nicht gut für einen Schriftsteller. Man beobachtet nicht gut, wenn man beobachtet wird", soll Ken Kesey einmal seine Schwierigkeiten mit dem Schreiben gerechtfertigt haben: Nach "Sometimes a Great Notion", eine Holzfäller-Saga aus Oregon, vergingen 28 Jahre, bis "Sailor Song" auf den Markt kam: ein Roman über "Liebe am Ende der Welt". Dazwischen veröffentlichte Kesey Kurzgeschichten und Kinderbücher. Der 1935 in Colorado-Geborene war in seiner Jugend eine Klasse-Freistilringer und kam 1959 als Literaturstudent in Stanford mit den wissenschaftlichen Experimenten am staatlichen Menlo Park Veterans Administration Hospital in Kontakt, wo die Wirkungen von LSD und anderen Halluzinogenen erforscht wurden. Zeitweilig lebte er in Mexico, um einer Haftstrafe wegen illegalem Drogenbesitz in den USA zu entgehen. Später ließ er sich in Oregon nieder und erlebte eine weitere Welle der Wertschätzung in den Neunziger Jahren: In Gus Van Sants "Even Cowgirls Get the Blues" (1993) trat er etwa als Darsteller in Erscheinung, 1994 verfilmte er "Twister: A Ritual Reality", das er zuvor als Theaterstück konzipiert hatte. (APA/dpa/red)