Kabul - Die oppositionelle afghanische Nordallianz ist nach eigenen Angaben am Samstag erfolgreich in vier weitere nördliche Provinzen des Landes vorgestoßen. Der usbekische Feldkommandant Abdul Rashid Dostum teilte via Satellitentelefon mit, nach Kämpfen mit Truppen der radikalislamischen Taliban hätten seine Kämpfer die Provinzen Samangan, Sara-i-Pol, Faryab und Jowzjan eingenommen. Die Nordallianz, so Dostum weiter, rücke jetzt auf die Provinz Badghis im Westen Afghanistans vor. Dort wollten seine Truppen zu den Verbänden des verbündeten Generals Ismail Khan stoßen, die vor der strategisch wichtigen Stadt Herat im Westen Afghanistans stehen. In einigen Gebieten hätten die Taliban starken Widerstand geleistet, in anderen habe es nur wenig Widerstand gegeben, sagte ein anderer Kommandant zu Reuters. Weitere Kommandanten bestätigt Erfolge Ein Sprecher des Nordallianz-Kommandanten Atta Mohammed sagte seinerseits in Islamabad, Kämpfer der Nordallianz hätten die Kontrolle über die Region Sara-i-Pol übernommen, nachdem die regierenden Taliban-Milizen geflüchtet seien. Zuvor eroberte die Nordallianz nach eigenen Angaben die Provinz Samangan sowie eine benachbarte Provinz. Ein weiterer Kommandant der Nordallianz, Ismail Khan, kündigte eine Offensive gegen die Taliban im Westen Afghanistans an. Ein Sprecher Khans zeigte sich in einem Telefonat von der Front optimistisch und erklärte, seine Truppen planten für Sonntag eine Offensive gegen die Taliban in Kala-i-Nau. Sie hätten dort den Taliban die Verbindung nach Herat abgeschnitten. 31 Taliban-Kämpfer seien in den vergangenen Tagen getötet, 27 weitere gefangen genommen worden. Am Freitag hatten die Truppen der Nordallianz mit US-Unterstützung aus der Luft die strategisch wichtige nördliche Stadt Mazar-i-Sharif eingenommen. Der Verlust von Mazar-i-Sharif bedeutete für die Taliban die erste schwere militärische Niederlage seit Beginn der amerikanischen Luftangriffe am 7. Oktober. Die USA bekämpfen die Taliban wegen deren Unterstützung für den Extremisten-Führer Osama bin Laden und seine El-Kaida-Organisation, denen sie Unterschlupf gewähren. Die USA sehen in Bin Laden den Drahtzieher der verheerenden Anschläge in den USA vom 11. September. USA verzögert Am Samstag hatten B-52-Bomber der US-Luftwaffe erneut Stellungen der Taliban 25 Kilometer nördlich von Kabul angegriffen. Kommandanten der oppositionellen Truppen erklärten jedoch, eine dort geplante Offensive sei verschoben worden, da die zur Unterstützung benötigten US-Flugzeuge andernorts gebraucht würden. Zuvor hatte die Nordallianz erklärt, nicht nach Kabul einmarschieren zu wollen. US-Außenminister Colin Powell sagte in Washington, die USA ermutigten die Nordallianz keinesfalls, Kabul einzunehmen. (APA/Reuters)