Islamabad/Srinagar - Bei einer Demonstration gegen die USA und den Afghanistan-Krieg hat die pakistanische Polizei am Freitag vier Menschen erschossen. Etwa tausend teils bewaffnete Demonstranten hätten eine Autobahn und eine Bahnstrecke in der zentralen Provinz Punjab blockiert, teilte ein hochrangiger Polizeibeamter mit. Sechs Demonstranten und vier Polizisten seien verletzt worden. Etwa 5.000 Demonstranten der Partei Jamiat-Ulema-e-Islam (JUI) und anderer radikal-islamischer Gruppen setzten einen Gefangenenwagen in Brand und nahmen vier Polizisten als Geiseln. Die im "Rat zur Verteidigung Afghanistans" vereinigten islamistischen Parteien hatten zu einem Generalstreik und zu Demonstrationen aus Protest gegen die Zusammenarbeit von Militärmachthaber Pervez Musharraf mit den USA aufgerufen. Organisiert wurde der Streik am Freitag vom Afghanischen Verteidigungsrat, einer Dachorganisation von 35 islamischen Gruppen. Mit ihrer Sitzblockade versperrten die rund tausend Demonstranten im Distrikt Dera Ghazi Khan im Anschluss an das moslemische Freitagsgebet die Eisenbahnstrecke zwischen Lahore und Quetta und die nahegelegene Autobahn. Nach Polizeiangaben saßen am späten Nachmittag noch etwa 500 Menschen auf den mit Felsbrocken blockierten Schienen. Zu dem Ausbruch von Gewalt kam es in D.G. Chan, als die Demonstranten Steine auf die Straße legten und sich auf die Schienen setzten. Als Polizisten sie wegbringen wollten, schossen die Demonstranten. Polizeisprecher Hafis Khalid sagte, die Polizei habe das Feuer erwidert und drei Demonstranten getötet. Blockaden In Karachi blockierten etwa 200 Studenten eine Straße mit brennenden Autoreifen und warfen Steine auf vorbeifahrende Fahrzeuge. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. Auch in der nordwestlichen Stadt Peshawar ging die Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas gegen etwa 200 Steine werfende Demonstranten vor. Ein Mensch wurde verletzt, 16 Demonstranten festgenommen. In der Stadt Lahore im Osten des Landes nahm die Polizei fünf Demonstranten fest, die versuchten, eine Straße zu blockieren. Doch generell war es auf den Straßen der pakistanischen Städte ruhiger als an vorangegangenen Tagen. "Nach dem heutigen erfolgreichen Streik hat Musharraf nicht das Recht, an der Macht zu bleiben und sollte zurücktreten", sagte der Vorsitzende des Rats, Maulana Samiul Hak. Die pakistanischen Behörden hatten in der Nacht zum Freitag etwa 500 mutmaßliche Aktivisten festgenommen, um das Ausmaß der Proteste einzudämmen, wie aus Regierungskreisen verlautete. Die Regierung erklärte den Freitag zu einem nationalen Feiertag zu Ehren des Philosophen und Dichters Mohammad Ikbal, der sich 1930 für die Schaffung des pakistanischen Staates eingesetzt hatte. 550 Personen schon vor der Kundgebung festgenommen Mehr als 550 Islamisten hatte die Polizei bereits vor Beginn der angekündigten Demonstrationen festgenommen. Allein in Peshawar nahmen die Sicherheitskräfte nach Angaben des Innenministeriums 250 Menschen fest. In Karachi waren es etwa 150, im Lahore rund 70, in Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad um die 50 und in Quetta nahe der afghanischen Grenze 40. Musharraf richtete in einer Sonderbotschaft an die Nation eine deutliche Warnung an diejenigen, die mit dem "Schicksal des Landes" spielten. Es werde alles getan, um Frieden, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten, erklärte der Präsident. Derzeit hält sich Musharraf, der im Oktober 1999 durch einen Putsch an die Macht kam, in den USA auf, wo er am Samstag vor der UNO-Vollversammlung sprechen und mit US-Präsident George W. Bush zusammentreffen wollte. Auch im indisch verwalteten Teil von Kaschmir demonstrierten Moslems im Anschluss an das Freitagsgebet gegen die USA und den Krieg. Nach Augenzeugenberichten wurde ein Dutzend Menschen verletzt, als die Polizei in der Sommerhauptstadt Srinagar gegen die etwa hundert Demonstranten vorging, die Steine in Richtung der Polizisten warfen. Die Demonstranten hatten zuvor die Taliban hochleben lassen und eine US-Flagge verbrannt. Aus Protest gegen den Afghanistan-Krieg blieben Geschäfte, Schulen und Banken in Srinagar geschlossen. In anderen kaschmirischen Städten wurde der Aufruf zum Streik nach Angaben der Polizei in geringerem Umfang befolgt. (APA/AP/dpa)