"Es ist ein Unterschied, ob man wachsam ist oder eingeschüchtert, und diese Nation wird sich nicht einschüchtern lassen", erklärte Präsident George W. Bush am Montag in Atlanta, Georgia - das deshalb zum Schauplatz von Bushs Rede gewählt worden war, weil es das Center for Disease Control and Prevention, die amerikanische Behörde zur nationalen Krankheitsbekämpfung und -vorbeugung, beheimatet. Bush nützte seinen Besuch beim CDC und die Aufmerksamkeit der Amerikaner während der Prime Time für einen so genannten "Pep Talk", einen Versuch, die Amerikaner zu ermuntern und ihnen zu versichern, dass ihre Regierung im Kampf gegen den Terrorismus ihr Bestes gebe. Lobende Erwähnung

Bush ließ keine Bevölkerungsgruppe aus, die er lobend erwähnen konnte, von den Feuerwehrleuten zur Polizei, von den tapferen Soldaten in Afghanistan bis zu den Lehrern in den Schulen, von den Medizinern, die die Bevölkerung vor Anthrax schützten bis zu den gefährdeten Postbeamten - und erntete jedes Mal entsprechenden Applaus von den 5000 Anwesenden, die sich in erster Linie aus öffentlichen Bediensteten zusammensetzten. "Viele fragen: Was kann ich tun, um in unserem Kampf zu helfen? Die einfache Antwort ist, ein ,Freiwilliger des 11. September‘ zu werden und sich in den Dienst unserer Gemeinden zu stellen". "Aus Bösem kann Gutes entstehen" Nahezu zwei Monate nach der Attacke auf das World Trade Center und das Pentagon versicherte der US-Präsident den Amerikanern, dass ihr Land aus der Krise des 11. September gestärkt hervorgegangen sei: "Wir haben gelernt, dass aus Bösem auch Gutes entstehen kann. Während der vergangenen zwei Monate haben wir der Welt gezeigt, dass Amerika eine großartige Nation ist." Das Timing der Präsidentenrede war besonders wichtig, da sich in letzter Zeit die Zweifel in der Bevölkerung daran mehren, dass die Regierung auch nur die leiseste Ahnung hat, wer der oder die Urheber der Anthrax-Attacken sind oder wie man sie bekämpfen könnte. Gleichzeitig vernehmen die Amerikaner widersprüchliche Aussagen zum Fortschritt und Erfolg des Krieges in Afghanistan. Offensichtlich werden sie aber nicht müde, Bushs fortgesetzte Siegesbeteuerungen zu hören: "Wir werden unseren Kampf fortsetzen, egal, wie lange es dauert, bis wir schließlich siegen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 10./11.11.2001)