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APA/ SCHNEIDER Christian
P. ist am Boden zerstört. Ihr Traum von Mann hat sich in Luft aufgelöst. Sie traf ihn in diesem kleinen schummrigen Lokal, das jetzt so angesagt ist. Wo zwanzigjährige Models im Kapuzensweater sitzen und trinken, als gäbe es kein Morgen, und Männer verkehren, denen man gerade noch nicht ansieht, dass sie demnächst zu alt für ihre Jeansjacke sind. Ps Traum ist der Mann hinter den teakgetäfelten Kulissen, der selten in Erscheinung tritt. Aber wenn - oh là là! Er ist der Mann, den die Frauen lieben, und das liegt einerseits an diesem "Ich bin Pierre aus St. Germain und beteilige mich an der Studentenrevolte"-Flair, aber hauptsächlich an seinem zartbitteren Mousse au chocolat, das, nach Steak und Gänseleber gereicht, erwachsenen Männern die Tränen in die Augen treibt und Frauen zu Schreien der Begeisterung hinreißt. Die man aber Gott sei Dank nicht hört, weil die Musik in dem französischen Minibiotop solche selbstvergessenen Exzesse genial und sanft umspült. Wie oft hat P. ihrem Traummann im Geiste ein heimliches "Je t'aime . . ." in die Küche gehaucht. Der hätte es aber gar nicht gehört, denn dieser Mann hat keine Zeit für solchen Firlefanz. Der "Coq au vin" geht vor! Und seinen Gästen tagelang nicht mehr aus dem Kopf. So soll es sein, und so hätte es, wenn es nach P. ginge, noch viele Jahre gehen können. Denn eines steht fest: P. ist wirklich nicht besitzergreifend, ihren Biscuitbäcker teilt sie gerne mit dem Rest der Welt. Das tödliche Ende ihrer "amour fou" mit dem Trüffel-Magier traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es heißt nicht Brigitte und nicht Jacqueline, sondern es ist die erste Haube, die dem Mann an den Töpfen für sein obszönes Gesamtkunstwerk verliehen wurde. "Haubenköche finde ich nicht sexy", sagt P. C'est la vie. der Standard/rondo/2/11/01