"Wenn der Schnee kommt, dann wird es kritisch", sagt die Chefin des Viersternehotels direkt auf der Passhöhe am Katschberg und schaut auf die Autokolonnen auf der Bergstraße hinunter. Trotz trockener Fahrbahn überfordert der Pass so manchen bergunerfahrenen Lenker. 16.000 Fahrzeuge habe man hier auf der Verbindung zwischen Kärnten und Salzburg an Spitzentagen gezählt, bevor Mitte der 70er-Jahre die Tauernautobahn eröffnet wurde. Die derzeitige Sanierung des Katschbergtunnels beschert den wenigen ständigen Bewohnern der Passhöhe nun lebhafte Erinnerungen an früher. "Oft hat man eine Viertelstunde lang warten müssen, um die Straße überqueren zu können". In wenigen Wochen werden wieder ausschließlich Wintersportbegeisterte den Katschberg bereisen. Und damit heuer möglichst viele eines der 2000 Gästebetten buchen, wurde kräftig modernisiert. Für den Katschberg war es tatsächlich hoch an der Zeit, in die Infrastruktur zu investieren. Mit Doppelsesselliften ohne Schutzdach und langen Schleppliften galt er bisher als gemütliche, aber leicht veraltete Wintersportregion. Das soll sich ändern: Bei Saisonbeginn im Dezember soll nicht nur der Tunnel wieder geöffnet, es sollen auch die Arbeiten an Liftanlagen und Skihütten beendet sein. Die neue Sechser-Sesselbahn auf das Tschaneck läuft bereits im Probebetrieb. Bis ins Tal beschneite Abfahrten und Flutlichtanlagen gehören heute zur Standardausrüstung eines Skigebietes. Dagegen sind längere Schlepplifte "out", sie werden am Katschberg nach und nach durch Sessellifte ersetzt. So aufgemotzt soll der Katschberg auch mit den modernen Skiregionen in Salzburg mithalten können - nicht in der Größe, wohl aber im Komfort. Die Konkurrenz ist beträchtlich: In der Europasportregion Zell am See mit 1,1 Millionen Nächtigungen transportiert die Seilbahn AG Schmittenhöhe, laut Salzburger Land Tourismus ein "hochprofitables Unternehmen", mit 28 Anlagen über 40.000 Wintersportler pro Stunde. Bereits mehr als 60 Prozent der Pisten können beschneit werden. Da müssen kleinere Skigebiete mitziehen. Im Salzburger Rußbach etwa, das zur Skiregion Dachstein West gehört, war bis vor wenigen Jahren keine Rede von Schneekanonen. "Doch vor fünf Jahren haben wir bemerkt, dass es so nicht mehr geht", erzählt Barbara Kronreif von der Geschäftsführung der Seilbahnen. Der Ort sei ein "Schneeloch mit Nordstaulage", schneearme Winter habe es trotzdem immer wieder einmal gegeben. "Das war früher egal, heute ist es eine wirtschaftliche Katastrophe", so Kronreif. Seit vier Jahren werden nun auch in Rußbach die Hauptabfahrten beschneit. Die Skiregion hat in den vergangenen drei Jahren knapp 130 Millionen Schilling (9,4 Mio. Euro) in die technische Aufrüstung gesteckt. In 20 Jahren, hofft Kronreif, werden sich diese Investitionen amortisiert haben. Der wirtschaftliche Druck kommt dabei aus der direkten Nachbarschaft. Die Sportwelt Amadé, von Radstadt bis nach St. Johann im Pongau, habe heuer 70 Millionen Schilling (5,08 Mio. Euro) allein in die Werbung gepumpt. "Die Winter sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Frau Holle ist alt geworden, und ich muss mich sehr anstrengen, den Ski- und Snowboardspaß der letzten Jahre weiterhin für Euch zu sichern", erklärt denn auch das Katschberger Kindermaskottchen "Katschi" den jüngsten Gästen in seiner Broschüre. Und bemüht hat er sich - heuer wird es auch am Katschberg ausgiebig schneien, selbst wenn Frau Holle auslässt. Vier Abfahrten und der neu errichtete Kinderpark können nun zusätzlich mit künstlichem Schnee präpariert werden. Die Beschneiungsanlage inklusive der zwei Pumpstationen und des Speicherteiches hat Investitionen in der Höhe von 153 Millionen Schilling (11,1 Mio. Euro) nötig gemacht. "Das Teure sind nicht die Schneekanonen", erklärt Sepp Bogensperger, Geschäftsführer der Katschbergbahnen, "sondern die Leitungen". Diese müssen dem enormen Druck von 100 Bar standhalten. "Die Feuerwehr spritzt mit zehn Bar", meint Bogensperger zum Vergleich. Vom 150.000 Kubikmeter Wasser fassenden Speicherteich aus, dem zweitgrößten seiner Art in Österreich, werden dann alle 180 Zapfstellen im gesamten Skigebiet versorgt. Der Teich liegt auf 2150 Meter Seehöhe, das erspart eine aufwendige Kühlung des Wassers. In der vergangenen Saison verzeichnete die Österreich Werbung über 55 Millionen Gästenächtigungen im gesamten Bundesgebiet, um 3,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Durchschnittlich gibt der Winterurlauber täglich 1337 Schilling (97 Euro) aus. Das sind zwölf Prozent mehr als vor vier Jahren. Die heute selbstverständliche Beschneiung der Pisten hat sich erst in den vergangenen zehn Jahren entwickelt. Aber das beinahe explosionsartig: Von 1800 Pistenkilometern im Land Salzburg können heuer 60 Prozent beschneit werden, 1994 waren es lediglich zehn Prozent. Eher abgenommen hat im gleichen Zeitraum die Diskussion um die ökologische Vertretbarkeit der Beschneiung. Der hohe Energie- und Wasserverbrauch der Anlagen, die Verödung des Bodens unter der gepressten Decke aus Schnee und Eis sowie die erforderlichen baulichen Maßnahmen in einem sensiblen Gebirgsbereich hatten zu heftigen Kontroversen zwischen Umweltschützern und Liftbetreibern geführt. Doch während die Erschließung neuer Flächen für Skigebiete immer öfter hinterfragt und auch verhindert wird, läuft die Modernisierung der Beförderungsanlagen auf Hochtouren. Damit das Wintermärchen wahr wird. Und natürlich träumt auch Katschi "von einem weißen Winter mit viel Schnee und von tollen, modernen und hochtechnischen Liftanlagen."