Jabal-us-Saraj/Washington - Während die USA am Mittwoch weiter Stellungen der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan bombardiert haben, haben sie zugleich ihre Propaganda-Maßnahmen verstärkt. US-Kampfflugzeuge warfen kleine, postkartengroße Flugblätter über der Stadt von der afghanischen Opposition gehaltenen Stadt Jabal-us-Saraj im Norden des Landes ab. Die Flugblätter seien ein Weg, die Bevölkerung zu informieren und das Vertrauen zu den Taliban zu untergraben, sagte ein Einwohner der Stadt. Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete in Washington Maßnahmen, um eine Rundfunkprogramm für Afghanistan in den wichtigen Landessprachen zu senden. Eines der über Jabal-us-Saraj abgeworfenen Flugblätter zeigte einen Taliban, der eine Frau in traditioneller afghanischer Kleidung schlug. "Willst Du, dass deine Frau und deine Kinder so leben?", stand neben dem Bild geschrieben. Auf der Rückseite waren Taliban-Kämpfer zu sehen, die von der Organisation El Kaida des moslemischen Extremisten Osama bin Laden ausgebildet werden. Radiosender-Frequenz Die USA machen Bin Laden und seine Organisation für die Anschläge in den USA vom 11. September verantwortlich, bei denen vermutlich etwa 4800 Menschen getötet worden sind. Seit 32 Tagen fliegen die US-Streitkräfte Luftangriffe gegen die Taliban, die Bin Laden Unterschlupf gewährt haben. Auf einem weiteren Flugblatt, dass von den US-Streitkräften abgeworfen wurde, stand die Frequenz eines Radiosenders geschrieben, der zehn Stunden täglich Nachrichten über die Vorgänge in Afghanistan sendet. Mit den Flugblättern versuchen die USA weiter, den Taliban das Vertrauen der Bevölkerung zu entziehen. Medien hatten bereits von Desertionen von Taliban-Kämpfern und wachsender Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den radikal-islamischen Machthabern berichtet. Das Repräsentantenhaus billigte 27 Millionen Dollar (30,1 Mill. Euro/415 Mill. S) für die kommenden zwei Jahre, um den Sender "Radio Freies Afghanistan" einzurichten. Der Sender soll je sechs Stunden Nachrichten in der Sprache der Tadschiken und der Paschtunen senden, der beiden größten Bevölkerungsgruppen. Zugleich soll er die Afghanen über die Kriegsziele der USA aufklären. Die US-Regierung hat dem Aufbau des Senders noch nicht zugestimmt. "Müssen Afghanen mit Stimme der Freiheit eindecken" "Während unser Militär unsere Pläne in Afghanistan mit außerordentlichem Können ausführt, fallen wir im Kampf um die Gesinnung, die Herzen und die Seelen der Afghanen zurück", sagte demokratische Abgeordnete Tom Lantos. Sein Fraktionskollege Joseph Hoeffel sagte: "Wir müssen die Menschen in Afghanistan mit der Stimme der Freiheit, der Wahrheit und der Demokratie bedecken, wie wir die Taliban mit Bomben eindecken." Der Sender "Voice of America" sendet seit Beginn der US-Angriffe nach Afghanistan, aber einige Abgeordnete kritisierten, das Programm vertrete die Haltung der USA nicht ausreichend. (APA/Reuters)