Graz (APA) - Vor überzogenen Erwartungen, was die massive Aufstockung der Drogenfahndung in Graz anbelangt, warnte der Grazer Kripo-Chef Anton Lehr. Nach seinen Worten ist die in Medien kolportierte Aufstellung einer Drogen-Sondereinsatzgruppe im Gefolge des wachsenden Drogenproblems in der steirischen Landeshauptstadt im Moment alles andere als fix. "Es wurde darüber gesprochen und diskutiert, aber beschlossen wurde noch nichts", meinte Lehr in einem Gespräch. Sparen und verstärkter Personaleinsatz widersprechen sich Von kriminalpolizeilicher Seite sei einfach zu wenig Zeit vorhanden, das Personal sei völlig ausgelastet, so Lehr. "Einerseits soll gespart werden, wenn andererseits allerdings ein Deal stattfindet, interessiert es den Drogenhändler wenig, ob der zuständige Beamte gerade seinen freien Tag hat und somit Überstunden bezahlt werden müssen", so der Kripo-Chef wörtlich. Der Schwerpunkt müsse aus seiner Sicht verstärkt auf die Repression, also Strafverfolgung, gelegt und die Zusammenarbeit mit den Sozialstellen verstärkt werden. Problem an der Wurzel packen Wie der Kriminalist meinte, müsse man das Problem "an der Wurzel fassen" und herausbekommen, warum so viele Jugendliche, aber auch Erwachsene zu Drogen greifen. Nur sei diese Frage eben nicht leicht zu beantworten. Außerdem sei es möglich, dass die Angst vor dem Unbekannten wie Rauschgift heute nicht mehr so groß ist und auch Langeweile und soziale Probleme seien ein "guter Nährboden". Ein großes Problem stelle die Begleitkriminalität dar, so Lehr. Sie habe in den vergangenen Monaten rapide zugenommen. Wenn für die Beschaffung der Suchtmittel kein Geld mehr vorhanden sei, würden in der Regel zuerst die Eltern oder Verwandten bestohlen. Wenn das nicht mehr reiche, verübten die Süchtigen Raubüberfälle und Einbrüche. Die einzige Möglichkeit vielleicht doch noch abschrecken zu können, sieht der Kripo-Leiter in der Androhung, den Führerschein zu verlieren oder gar nicht bekommen zu können oder bei einem Jobantritt Probleme mit der Verlässlichkeitsprüfung zu haben. Präventionsarbeit Vom Nutzen der Präventionsarbeit ist Lehr nicht überzeugt. Er ist der Überzeugung, dass damit eher die Neugier geweckt als gewarnt wird. Weiters komme er mit dem Kooperationswillen von Sozialstellen wie der Caritas nicht immer zurecht. Dabei sei keine Rede von der Auslieferung mutmaßlicher Täter: "Aber sie indirekt zu unterstützen, ist auch der falsche Weg". Lehr würde sich eine bessere Zusammenarbeit mit den Sozialstellen wünschen, denn dann gäbe es mehr "Druckmittel", um potenziellen und tatsächlichen Tätern klar zu machen, dass ein derartiges Verhalten in Österreich und Graz nicht geduldet werde.