Die baskische Terrororganisation Eta steht allein - und mit dem Rücken zur Wand. Ihr Bombenattentat am Dienstag in Madrid lässt sich im Grunde nur noch als Flucht nach vorn verstehen. Denn Töten ist das Einzige, wozu die Bande noch in der Lage ist: Ihr politischer Rückhalt schwindet, die polizeiliche Bekämpfung der Gruppe steht vor einem Quantensprung - nicht erst, aber besonders seit dem 11. September.

Die Eta ist heute die letzte größere Terrorgruppe in Europa. Und sie ist sich dessen bewusst. Dies erklärt die Dreistigkeit, gerade an dem Tag zuzuschlagen, an dem in Nordirland die Regionalregierung wiedergewählt wurde. Wiedergewählt, nachdem die IRA - deren "Freiheitskampf" die Eta immer gerne zum Vergleich heranzog - die Entwaffnung begonnen hatte.

Ende Oktober hatte die Eta in einer kleinlauten Erklärung darauf hingewiesen, dass sie nur ein lokales Phänomen sei. Sie habe es "immer abgelehnt, außerhalb unseres Volkes Krieg zu führen", von islamistischem Terrorismus distanziere sie sich. Der Aufruf der USA zum Kampf gegen jede Art von Terror weltweit hat offenbar Eindruck hinterlassen. Zumal US-Präsident George W. Bush seinem Verbündeten Spanien zuletzt auch die Hilfe der CIA bei Maßnahmen gegen die Eta versprochen hatte.

Noch mehr praktische Unterstützung kann die spanische Regierung in Kürze von ihren EU-Partnern erwarten. Die Flugzeugattentate in den USA haben die Beratungen über die EU-Normen gegen den Terrorismus und für eine erleichterte Abschiebung von mutmaßlichen Straftätern massiv beschleunigt. Hauptbetreiber dieser engeren Zusammenarbeit war und ist Spaniens Premier José María Aznar, der der Eta innerhalb Europas die Nachschub- und Rückzugswege abschneiden will.

Im Baskenland selbst hatte die Eta-Partei Batasuna schon vor den New Yorker Anschlägen an Unterstützung verloren. Doch auch hier hat der 11. 9. die Erosion ihrer Basis beschleunigt. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 7.11.2001)