Auto
Autofahrer, kommst du nach Straßburg ...
... zwick schleunigst Richtung nächster Parkgarage. 1526 Autos wurden seit Jahresbeginn ein Raub der Flammen. Rekord. Die Hintergründe sind mehr als nur Ansichtssache
Such dir die Gute, die mit den tausend Kameraaugen, die mit der 10000-Lux-Flutlichtanlage, die mit dem 100-Quadratmeter-Vidi-Wall-Kontrollraum, die mit dem o-beinig daherstapfenden und x-fach vorbestraften Security-Zerberus. Dein Wagen wird dankbar sein. Denn Straßburg ist ein heißes Pflaster. Hier wird nicht lange gefackelt. Hier wird ab-ge-fack-elt. Autos. 1526. Seit Jahresbeginn. Das ist Rekord ... und ab hier ist Schluss mit lustig.
Die Polizei ist machtlos. Bereits im Vorjahr gingen 1326 Karossen den Weg alles Irdischen. Asche zu Asche, Staub zu Staub. Der Stadtverwaltung trug der inflationären Sterberate bereits Rechnung. Der Autofriedhof wurde erweitert. Dort stapeln sich die verkohlten Blechleichen.
Glanz & Hohn
Ein bizarres Mahnmal für die vollends gescheiterte Sozialpolitik der französischen 300.000-Einwohner-Stadt. Straßburg, das ist der Sitz des Europaparlaments und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte - in der elsässischen Metropole werden große Entscheidungen getroffen. Der Glanz verkommt angesichts der aktuen Spannungen unmittelbar vor den Toren der Stadt zum Hohn.
In den Vororten Straßburgs herrscht Krieg. Frust und Zorn gegen die desaströse Sozial- und Beschäftigungspolitik spiegeln sich in der steigenden Kriminalitätsrate wieder. Sie schrammt am Plafond. Ein Ende ist nicht in Sicht. Kinder und Jugendliche setzen ein Signal, ein deutliches Signal. Und fackeln Autos ab. Jedes brennende Auto, durchschnittlich sind es fünf pro Tag, ist ein sichtbares Zeichen gegen die Politik der konservativen Bürgermeisterin Fabienne Keller.
Law & Order
Keller hat sich den Kampf gegen das Verbrechen auf die Fahnen geschrieben, will die seit Jahren andauernden Konflikte beenden und aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen. Dieses Versprechen hat ihr im vergangenen März einen überraschenden Wahlerfolg beschert. Ihre Waffe: Mehr Polizei. Ob ihrer "Law-and-Order"-Politik Erfolg beschieden sein wird, ist
Ansichtssache
.