Keine der First Ladies ist bisher so im Licht der Öffentlichkeit gestanden wie Margot Klestil - und bei keiner anderen gab es irgendwelche Bedenken, dass sich ihr Beruf nicht mit dem Amt des angetrauten Staatsoberhauptes vertrüge. Das hängt damit zusammen, dass die Damen nicht oder nicht mehr berufstätig waren, als ihre Männer ins Präsidentenamt kamen. Luise Renner (die in ihrer Jugend als Dienstmädchen gearbeitet hatte) war nicht mehr berufstätig, als ihr Mann Bundespräsident wurde, ebenso Grete Jonas (die in der Jugend Kassierin gewesen war). Herma Kirchschläger hatte früher als Hauslehrerin gearbeitet, war dann aber - wie ihre Biografin Senta Ziegler ("Österreichs First Ladies", Ueberreuter Verlag) berichtet - vor allem Hausfrau und Mutter: "Die Übersiedlung nach Wien, die Haushaltsführung und die Angewöhnung der Kinder an die Großstadt erforderten von Frau Kirchschläger viel Kraft." Für Herma Kirchschläger galt ebenso wie für Edith Klestil und Elisabeth Waldheim (eine studierte Juristin), dass sie in den Jahren vor der Wahl ihres Mannes Diplomatengattinen waren. Frau Waldheim beschreibt das in Zieglers Buch so: "Ich habe immer gesagt, die Botschafterfrauen sind die besten unbezahlten Angestellten des Staates, denn wir waren ja immer vollständig eingebunden in die Arbeit des Mannes." Martha Kyrle, die Tochter des verwitweten Adolf Schärf, hat sogar ihren Arztberuf aufgegeben, um die protokollgemäße Begleitung ihres Vaters abgeben zu können. Margot Klestil-Löffler ist die erste First Lady, die nicht bloß die zweite Geige spielen will. (cs/DER STANDARD, Printausgabe 6.11.2001)