Juhu, wir haben eine Präsidentengattin, die nicht nur brave Begleiterin ihres Mannes, sondern selbst Karrierefrau ist. Alles paletti? Eigentlich nein. Denn Frau Klestil-Löffler will zwei unvereinbare Dinge unter einen Hut bringen: Sie ist als Büroleiterin des Generalsekretärs im Außenamt einerseits weisungsgebundene Beamtin. Andererseits agiert sie als hochaktive rechte Hand ihres Mannes. Um dies auszufüllen, genießt die First Karrierelady Privilegien, die "normalen" Businesswomen nicht zustehen: Erstens kann sie sich als ständige Begleiterin auf Reisen ihres Ehemannes offenbar auf eine recht großzügige Regelung ihres Dienstgebers verlassen. Zweitens hat die Diplomatin reichlich undiplomatische Töne gegenüber ihrer eigenen Vorgesetzten verlauten lassen.

Wenn Klestil-Löffler schon so ausgiebig das traditionelle Bild des Schutz- und Racheengels für den Gatten pflegt, dann wäre auf der Berufsfront eine saubere Lösung gefragt. Der eine Weg heißt schlicht Karenzierung. Nach der Amtszeit kann ja der Herr Gemahl den mitreisenden Diplomatengatten abgeben.

Die feministisch korrektere Alternative wäre ein - karrieremäßig absolut ehrenhafter - Botschafterposten der First Lady außerhalb des Machtdreiecks am Ballhausplatz. Immerhin hat man ihr bereits Botschafterposten im nahe gelegenen Preßburg, bei der OSZE und den Vereinten Nationen in Wien angeboten.

Im Grunde ist es ja vor allem eine Frage des Stils und nicht eine der Berufstätigkeit. Weder die (arbeitenden) Frauen Schüssel und Bartenstein noch Herr Ferrero haben jemals in die Fernseh- Pressestunden anderer hineintelefoniert. Gut, Klestil-Löffler war erfolgreiche Wahlkampfmanagerin und Kabinettsdirektorin ihres Mannes. Das Problem ist, dass sie diese Funktionen nach ihrem Wechsel ins Außenamt offenbar nicht abgelegt hat. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. November 2001)